Affekte – in Form von Gefühlen, Stimmungen, Sensibilitäten oder Verletzbarkeiten – beeinflussen unsere Welt- und Selbstverhältnis genauso wie rationale Kalküle, vernünftige Gedanken und rein Sachentscheidungen. Global relevante Ereignisse wie der Brexit oder die Corona-Pandemie, aber auch Entwicklungen wie die allmähliche Aufheizung der gesellschaftlichen Stimmung unter Trump oder die zunehmende Bedrohung durch den klimatischen Wandel machen deutlich, wie wirkmächtig solche Affektlagen sind und dass Affekte nicht zu marginalisieren sind. – Auch in individuellen Situationen helfen uns Affekte, uns schnell zurechtzufinden, und sind die ersten Formen, mit denen wir auf Herausforderungen reagieren, die uns einen Zugang zum Geschehen bahnen.
In den einzelnen wissenschaftlichen Fächern hat deshalb die Beschäftigung mit Affekten zugenommen. Dabei werden sie nicht mehr als das Gegenüber – das Andere des Rationalen – angesehen, sondern von einer gegenseitigen Durchdringung, einer Verschränkung ausgegangen. Dieser Band führt in neuere affekttheoretische Ansätze ein und illustriert anhand empirischer Studienergebnisse, welche Erkenntnisse auch für praktisch relevante Fragestellungen mit dieser theoretischen Perspektivierung gewonnen werden können.