Die vielfältigen Diagnosen über eine vermeintliche 'Krise der Arbeitsgesellschaft' weisen zunächst auf eine besondere Krise hin, nämlich des Begriffs der Arbeit im gesellschaftlichen Diskurs. Diese zeigt sich etwa daran, dass auf der einen Seite - insbesondere in den Bereichen Wirtschaft und Politik - noch immer am Ideal der 'Vollbeschäftigung' festgehalten wird. Dabei ist die Meinung vorherrschend, dieses Ideal könne mit geeigneten regulativen Maßnahmen oder mit 'Bündnissen für Arbeit' erreicht werden. Auf der anderen Seite - vorwiegend in den Sozialwissenschaften - wird dagegen ein 'Ende der Arbeit' oder zumindest ein 'Ende der Arbeitsgesellschaft' konstatiert. Hierbei wird in der Regel so argumentiert, dass die Gesellschaft aus strukturellen Gründen nicht mehr in der Lage sei, 'Arbeitslosigkeit' einzudämmen und dass ihr aufgrund von Automation und technologischer Entwicklung zunehmend 'die Arbeit ausgeht'. An jedwede derartige Sichtweisen schließen sich gesellschaftstheoretische wie auch philosophische Folgefragen an, insbesondere ob Arbeit die wesentliche Grundlage unseres Lebens und unseres Gemeinwesens darstelle, ob denn ihre Überwindung denkbar sei oder etwa, ob sich Arbeit durch die Erhöhung ihrer Produktivität nicht paradoxerweise sogar selbst abschaffe. Schon eine erste Sichtung der theoretischen wie politischen Antworten zum Problemfeld 'Arbeit' zeigt, dass man hierbei mit einer Meinungsvielfalt konfrontiert ist, hinter der sich zugleich mannigfache ideologische Kämpfe verbergen. Es ist offensichtlich, dass die Erörterung derlei Fragen in erster Linie davon abhängt, was überhaupt unter 'Arbeit' im Allgemeinen sowie unter 'Erwerbs-' oder 'Lohnarbeit' im Besonderen zu verstehen und wie dieser Fragekomplex zu reflektieren ist. Neben der Erörterung dieses Problems setzt sich dieses Buch in systematischer Weise mit den Fragen auseinander, wie, warum und wodurch bestimmte Tätigkeiten, Mittel und Gegenstände überhaupt als Arbeitstätigkeiten, Arbeitsmittel und Arbeitsgegenstände fungieren oder als solche erscheinen - das heißt, mit Fragen nach der Formbestimmung der Arbeit.