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"Da verstehe ich die Liebe doch anders und besser.": Bibliothemata, cartea 28

Autor Gabriele Thießen
de Limba Germană Paperback – 16 oct 2015
Aus dem VorwortErst in den letzten Jahren ist die Erforschung von Emotionen in der Geschichtswissenschaft stärker in den Blick genommen worden. Emotion und Kognition werden als untrennbar angesehen, wobei Gefühle als soziokulturelle Praktiken und Produkte dem historischen Wandel unterworfen sind. Gefühle haben eine Geschichte und machen Geschichte, wie die Historikerin Ute Frevert es im Jahr 2009 formulierte. Daher ist es sehr verdienstvoll, dass sich Gabriele Thießen in ihrer Studie dieser Forschungsrichtung zuwendet und am Beispiel der Liebeskonzepte der Münchner Boheme um 1900 die Reichweite dieses Ansatzes untersucht. Sie fragt gezielt nach dem Spannungsverhältnis zwischen sozialem Umfeld und individueller Situation sowie nach Alternativen zu bestehenden Gefühlskonventionen. Dabei ist besonders hervorzuheben, dass trotz der psychoanalytisch orientierten Studie Peter Gays über Liebe im bürgerlichen Zeitalter von 1987 eine systematische Untersuchung von Liebeskonzepten in Europa um die Jahrhundertwende noch aussteht, sie also weitgehend Neuland betritt. Inhaltlich untersucht die Verfasserin aufgrund der Tagebücher die Liebeskonzepte von Franziska Gräfin zu Reventlow (1871- 1918), Oscar A. H. Schmitz (1873-1931) und Frank Wedekind (1864-1918), die um 1900 zur Münchner Boheme zählten. Unter Bohemiens versteht sie mit Helmut Kreuzer Intellektuelle "mit vorwiegend schriftstellerischer, bildkünstlerischer oder musikalischer Aktivität oder Ambition und mit betont unoder gegenbürgerlichen Einstellungen und Verhaltensweisen" (S. 23). Bislang wurde in diesem Kontext vor allem die Sexualität betrachtet, nicht jedoch die Liebeskonzepte der Boheme. Die Verfasserin arbeitet anhand der Selbstzeugnisse heraus, welche partnerschaftlichen Liebeskonzepte dargestellt werden, auf welche Faktoren sie sich zurückführen lassen, und ob die Münchner Boheme sich als "emotional community" charakterisieren lässt. Sie fragt, ob "die erotische Rebellion auch eine emotionale" war (S. 25).
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Specificații

ISBN-13: 9783959480260
ISBN-10: 3959480261
Pagini: 244
Dimensiuni: 159 x 226 x 17 mm
Greutate: 0.36 kg
Editura: Bautz, Traugott
Seria Bibliothemata


Cuprins

Vorwort (Rainer Hering)1. Einleitung: "Whatever works"1.1 Liebe und "emotional communities" als Forschungsgegenstand1.2 Gefühlskultur im Umbruch: Untersuchungszeitraum1.3 Nonkonformismus als emotionale Rebellion? Fragestellung, Vorgehen und Thesen1.4 Potenziale und Probleme von Tagebüchern der Boheme: Quellenauswahl und Quellenkritik1.4.1 "Wir sehen uns ins Auge, das Leben und ich" die Tagebücher Franziska zu Reventlows1.4.2 "Das wilde Leben der Boheme": die Tagebücher Oscar A. H. Schmitz'1.4.3 "Ein erotisches Leben": die Tagebücher Frank Wedekinds1.5 Künstler, Bürgerschreck und freie Liebe? Forschungen zur Münchner Boheme2. Liebeskonzepte der Münchner Boheme2.1 Die Liebe: Entwicklung eines Analyseschemas2.1.1 Beschreibung und Bewertung der eigenen Empfindung "Liebe"2.1.2 Beschreibung und Bewertung des "Liebesobjekts"2.1.3 Handlungsmotivation: Umsetzung von Liebesidealen2.2 Die Münchner Boheme: Untersuchung der Fallbeispiele 552.2.1 Franziska Gräfin zu Reventlow (1871-1918)2.2.1.1 Die eigene Empfindung "Liebe": Die Möglichkeiten der Liebe und die Unmöglichkeit ihrer Exklusivität2.2.1.2 Das "Liebesobjekt": Die Schwierigkeit, nur einen Mann zu lieben2.2.1.3 Die Umsetzung des Liebesideals: Das Paradoxon ungebundener Gebundenheit2.2.2 Oscar A. H. Schmitz (1873-1931)2.2.2.1 Die eigene Empfindung "Liebe": Wahre Liebe und das Problem mit dem Verstand2.2.2.2 Das "Liebesobjekt": Die ideale Frau und das Problem mit der Perfektion2.2.2.3 Die Umsetzung des Liebesideals: Der Weg in die Ehe und das Problem, ihn zu beschreiten2.2.3 Frank Wedekind (1864-1918)2.2.3.1 Die eigene Empfindung "Liebe": Strategien der Gleichgültigkeit2.2.3.2 Das "Liebesobjekt": Kategorien der Beliebigkeit2.2.3.3 Die Umsetzung des Liebesideals: Maximen der "Ware Liebe" und ihre Grenzen3. Individueller Gefühlsstil oder "emotional community"? Historische Einordnung und Vergleich der Fallbeispiele3.1 Die eigene Empfindung "Liebe": Ein Bürgersohn und zwei Bohemiens?3.2 Das "Liebesobjekt": Erotische Rebellion und nichts weiter?3.3 Die Umsetzung der Liebesideale: Ein "emotional reservoir" für Gefühls-Laboranten4. Fazit: Chancen und Grenzen der EmotionsgeschichteQuellenverzeichnisLiteraturverzeichnis