Andre Dechert wirft in seiner Monographie einen neuen Blick auf die Aushandlung von Familienwerten in den USA der 1980er und frhen 1990er Jahre - einen Zeitraum der US-amerikanischen Geschichte, der in der frhen Forschung zunchst allgemein als Phase einer Re-Traditionalisierung beschrieben worden ist. Erst in jngerer Vergangenheit wird vermehrt dafr pldiert, diesen Zeitraum auch im Kontext fortschreitender Wandelsprozesse der 1960er und 1970er Jahre in den Blick zu nehmen.
Anhand von Debatten um die Vaterschafts- und Familienkonzepte der Sitcoms Love, Sidney, The Cosby Show und Murphy Brown, die in der medienvermittelten US-amerikanischen ffentlichkeit Aufmerksamkeit fanden, zeigt Dechert auf, dass die 1980er und frhen 1990er Jahre als komplexe Phase gesellschaftlichen Wandels zu beschreiben sind. Whrend das Modell der Kernfamilie im Zuge sozialer Bewegungen wie dem Gay Rights Movement, dem Civil Rights Movement oder dem Second Wave Feminism herausgefordert und kritisch hinterfragt wurde, wirkte es dennoch als das weithin etablierte US-amerikanische Familienideal. Im Spiegel von Decherts Monographie erscheint nicht nur die Sitcom als bedeutender Aushandlungsort von Familienwerten, auch die 1980er und frhen 1990er Jahre erscheinen als bedeutende Phase fr die Aushandlung von Familienwerten in den USA, in denen das Kernfamilienideal fr Minoritten geffnet worden ist.