Das russische Rechtssystem durchlief seit den 90er Jahren eine tiefgreifende Transformation. In den ersten Jahren des Umbruchs stand dabei die Erneuerung des materiellen Rechts im Vordergrund; zahlreiche wichtige Gesetze etwa im Bürgerlichen Recht, im Gesellschafts- oder Strafrecht wurden verabschiedet. Ein funktionierender Rechtsstaat muss jedoch auch verlässliche Verfahren zur Durchsetzung des materiel-len Rechts zur Verfügung stellen. Dazu bedarf es einer klaren Prozessgesetzgebung sowie eines gut ausgebildeten Stabs von Rechtsanwendern. Seit einigen Jahren wird daher in Russland eine tiefgreifende Justizreform vorangetrieben. Neben modernisierten Prozessgesetzen, einer effektiveren Ausbildung der Richter und einer besseren Ausstattung der Gerichte kommt der Herausbildung einer arbeitsfähigen russischen Anwaltschaft eine eminent wichtige Bedeutung zu. Mit dem Anwaltsgesetz von 2002 schuf der Gesetzgeber nach langen Diskussionen die dafür erforderliche rechtliche Grundlage. Das Gesetz trat an die Stelle sowjetischer Vorgängergesetze und räumte mit nicht zu übersehenden Missständen bei den Anwaltskollegien auf. Es knüpft an die zaristische Tradition an und orientiert sich an internationalen Standards. Die Anwaltschaft wird in Anwaltskammern organisiert, denen nicht unerhebliche Kompetenzen übertragen werden. Das vorliegende Werk gibt einen Überblick über die rechtlichen Rahmenbedingungen, unter denen russische Anwälte heute arbeiten. Die Einführung skizziert die Entwicklung der russischen Anwaltschaft vom Zarenreich über die Sowjetunion bis zur Gegenwart und stellt die wichtigsten Inhalte des Gesetzes vor. In der ausführlichen Textsammlung folgen deutsche Übersetzungen des Anwaltsgesetzes, der wichtigsten untergesetzlichen Normen zum anwaltlichen Berufsrecht sowie der Satzung der föderalen Anwaltskammer. Der Kodex der anwaltlichen Standesregeln in deutscher Übersetzung schließt das Werk ab.Die beiden Autoren sind in Deutschland zugelassene Rechtsanwälte und verfügen über mehrjährige Berufserfahrung in Moskau.