Das Neunfelsenbuch ist eines der meistverbreiteten Werke der oberrheinischen Mystik. Zwar wird Rulman Merswin (+1382) die l ngere von zwei berlieferten Fassungen zugeschrieben, doch herrschen Zweifel bez glich der Originalform. War Merswin der Autor, oder nur Bearbeiter einer fr heren Vorlage? Kernst ck dieser grundlegenden Studie ist der Text der oberdeutschen Kurzfassung, der hier erstmals in einer kritischen Edition vorliegt und das Neunfelsenbuch des 15. Jahrhunderts in seiner popul rsten Form repr sentiert. Die textkritischen Befunde aus dem Apparat bilden die Grundlage dieser Neubewertung des Verh ltnisses beider Fassungen. Neben einem berblick ber die erhaltenen Textzeugen erhellt die Studie die berlieferungsgeschichte und beleuchtet inhaltliche Parallelen zu Werken Taulers und Seuses. Wenn letztlich die Langfassung als Urform identifiziert wird, so mindert dies nicht die Bedeutung der Kurzfassung. An ihr zeigt sich beispielhaft, wie ein Werk in seiner bearbeiteten Form eine gr ere Verbreitung erfuhr als das Original. Mit Merswins Autorschaft steht das Neunfelsenbuch am Anfang der literarischen Produktion aus dem Stra burger Kloster Gr ner W rth, einem damals bedeutenden Zentrum geistlicher volksprachiger Literatur.