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Das Reale des Christentums

Autor Slavoj Zizek Traducere de Nikolaus G. Schneider
de Limba Germană Hardback – 17 sep 2006
ZehnschmaleBücherzuzehngroßenFragen,BeiträgezuzentralenThemenderGegenwart.VonAdornobisZizekreichtdasSpektrumderAutoren,dasderThemenvonderLustundderErziehung,demBewußtseinunddemGroßstadtlebenbishinzuTodundReligion-Essenzen.ZehnBändeinbesondersschönerAusstattung,miteinemUmfangvonnichtmehrals80Seiten,gebunden,mattlackiertundmitVorsatzpapier.
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Specificații

ISBN-13: 9783518068601
ISBN-10: 3518068601
Pagini: 61
Dimensiuni: 108 x 160 x 13 mm
Greutate: 0.09 kg
Editura: Suhrkamp Verlag AG

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Review:

”Vorab: Zizek erklärt, was er unter dem Realen versteht, wie man es einordnet und deutet, um es dann in Kontext des Christentums zu bringen. Die Hinführung zum Realen ist eine philosophische Reise.

Wenn man mit "Jenseits des Lustprinzips" beginnt und die Fort! und Da! Spielweise Freuds Enkel betrachtet, liegt es durchaus auf der Hand, sich die Erklärung des kindlichen Spiels von anderer Seite anzusehen. Für Freud ist dieses Spiel Überwindung der Verlustangst durch Demonstration der Macht. Grundsätzlich anders zu sehen, ist Zizeks Weg, den er vergleichbar mit Cioran (Der Absturz in die Zeit) geht. Und so beginnt nicht die Macht des Kindes im Spiel den Einstieg zu gewinnen, sondern eben die Möglichkeit, dass das Kind genau die Übermacht der Mutter als fürsorgliche Belagerung empfindet und davon Abstand nehmen möchte. Abstand insofern, dass das Kind sein eigenes Verschwinden und Wiederkommen spielt. Lacan spricht hier von bicepteur: etwas, was weder dem Kind noch zu der Mutter gehört, sondern dazwischen im ausgeschlossenem Schnittpunkt liegt. So ist in dieser Entzweiung derselben Sache lediglich die Perspektive, die Sichtweise ausschlaggebend. Und zwischen dem Wechsel von Perspektiven liegt eine kleine Lücke, eine, wenn man so will, juristische Sekunde mit {0}, die den Übergang von Besitzverhältnissen und dann auch Denkverhältnissen regelt. Und diese einfache, doch sehr bedeutsame Lücke zwischen zwei Perspektiven ist das eigentlich Reale. Das Reale im Anderen liegt hinter dem eigentlichen Vordergründigen und um es zu erreichen, muss das Zerstörerische greifen. (Ich liebe dich und etwas in dir mehr. Dieses etwas ist nur durch Zerstörung zu erreichen.)

Die wahre Angst ist die Angst des Kindes zum Opfer der jouissance (Lacan) des Anderen zu werden. Diese Haltung ist kafkaesk in dem Sinne, dass man mit und ohne jemanden nicht leben kann. Die Parabel: Vor dem Gesetz zeigt nichts anderes. Auch wenn der Mann wartet, um eingelassen zu werden, ist er, wie die Antwort des Wärters, diese Tür sei nur für ihn, zeigt, eigentlich schon drin. Denn dieses Gesetz ist nur für ihn, wo auch immer er sich befindet. Es ist real. (vgl. Agamben 2002, Homo Sacer)

Das Reale ausfindig zu machen und aufzuzeigen, ist Zizeks bewegtes und intelligentes Anliegen. Mit dieser Hinführung zum Begriff des Realen und dem damit verbundenen Verständnis von Zwischenzeiten, Übergängen und Weichen weist Zizek brillant auf die eigentliche Bedeutung der Wahrheit hin. Mittag nennt Nietzsche diese Gegenüberstellung, aus der der Übermensch lebe. In Jenseits von Gut und Böse wagt er sich an zwei Deutungen, an die Wahrheit selbst, die nicht zu überbieten ist und später im selben Werk an die Erscheinung, die in ihrer Schönheit der Wahrheit übersteht. Diese Perspektivenverschiebung schielt bereits auf das Reale. Gezielt wird auf den grauenhaften Abgrund, auf das Bild jenseits des eigentlichen Bildes, auf das Surreale (Breton, 1930), auf das Kantsche Ding. Dieses Ding gilt es im 20sten Jahrhundert in die Tat umzusetzen (vgl. Menasse, 2006) oder wie Pessoa es formulierte: "Verwirkliche Dich heute, warte nicht. Du allein bist Dein Leben." Die täuschenden Schichten der Wirklichkeit werden abgestreift zu Gunsten einer wahren und authentischen zwischenmenschlichen Begegnung, wie Ernst Jünger sie nie wahrer in den Schützengräben sah. Es geht um den Akt des Lacanschen Überschreitens von Grenzen, wie Sophokles' Antigone das Götterrecht dem Familienrecht vorzog oder George Bataille es als Exzess in seinen Obszönitäten vollzog.

Warum, muss man fragen, ist dieses Reale ausschlaggebend für die Bedeutung des Christentums? Zizek ist nicht der einzige und nicht der erste, der sich den Fragen der religiösen und gesellschaftlichen Verhaltensweise stellt. Zuvor hat Kant in brillanter scharfsinniger und scharf denkender Weise die Fragen nach den "Dingen an sich" und "für sich" gestellt und das "universale Individuum" geprägt. Hegel nicht weniger, wenn er in seinen phänomenologischen Betrachtungen die Umkehr Kants, damit den Perspektivenwechsel Zizekscher Art bereits beherzigte in seiner Negation. Für Hegel ist das Ganze immer ein Einbetten beider Perspektiven, die negative Dialektik, wenn man so will. Folgen wir Kierkegaards Philosophische Bissen, Ciorans Absturz in die Zeit. Dort gibt es hinreichend Beispiele und Denkvorgänge, die darin münden können, dass in der Umkehrung der Perspektiven wir den eigentlichen Fall des Realen entdecken.

Und wenn dieses Reale beide Perspektiven von außen vereint, wird das Christentum den Sündenfall als Erlösung deuten, die Menschwerdung Gottes in Christus nicht mehr als den Hinweise betrachten, wie der Mensch zu sein hat, wenn er wie Gott werden will. Denn besser gesagt, Christus ist bereits der Mensch, den die Forderungen treffen und dieser sie einlöst und damit bereits losgelöst aller menschlichen Eigenschaften Gott ähnlich ist, zur Ablösung (Cioran) oder ihm beiseite (Kierkegaard), er könnte der Mann sein, den Musil den Mann ohne Eigenschaften nennt. Denn nur mit den Eigenschaften dieser säkularen Welt ist man Mensch, in der Anpassung an den selbstgeschaffenen Gott in Christus wird er die Eigenschaften transformieren zu denen, die allen eigen sind, die damit keine eigentlichen mehr sind.

Die Zeit, in der wir leben, ist damit potentiell bereits die Zeit nach unserer Auferstehung, eben "Die Zeit, die bleibt" (Agamben, 2006), weil es die messianische Zeit ist. Wir als Menschen müssen uns gewahr werden, dass in der Bestimmung der Unterschiede die Übereinstimmung enthalten, dass das ursprünglich Getrennte und getrennt Seiende der Religion im Begriff >relegere< immanent von Bedeutung ist und dass es keine Ambition gegeben hat, dieses zu ändern. Ändern, wenn man so will, kann man die Sichtweise, die Perspektive. In dem man wie der Wartende vor dem Gesetz (Kafka) in dieses bereits integriert ist. Damit ist man nicht mehr auf dem Wege, zu werden wie Gott, sondern man ist bereits Auferstanden als der Mensch Christus. Adam und Christus sind damit eins, der Sündenfall ist notwendig, damit Liebe vom Baum der Liebe (Erich Fried) zu den Menschen kommt, die ermöglicht, die Sichtweise wieder auf das Ursprüngliche zu legen.

Für mich das erste gelesene Werk von Zizek, sicher nicht das letzte. Auch wenn er höchste Konzentration fordert, ist es ein Genuss. Lacan ist sein Steckenpferd, hier wird er nicht fehlen. Gelernt hat er die Philosophie und die Psychoanalyse. Die Verbindung beider Professionen verheißt auch zukünftig Anspruch und Klasse.”