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Das Risiko der Verbundenheit - Intersubjektivitätstheorie in der Praxis: Leben lernen, cartea 195

Autor Chris Jaenicke Traducere de Elisabeth Vorspohl
de Limba Germană Paperback – aug 2006
Eine der wichtigsten Weiterentwicklungen innerhalb der Psychoanalyse der letzten 15 Jahre ist die von Stolorow, Atwood und Orange formulierte »Intersubjektivitätstheorie«. Sie versteht - im Gegensatz zu Freud - Therapie als Prozeß der gemeinsamen Konstruktion von Patient und Therapeut. Der Therapeut ist nicht neutrale Instanz, der die Selbsteinsicht des Klienten voranbringt, ohne im eigenen Erleben betroffen zu sein. Das Gelingen der Therapie beruht darauf, daß sich beide weiterentwickeln - wenn auch nicht unbedingt auf derselben strukturellen Ebene.Dieses, auch theoretisch recht anspruchsvolle Konzept hat der Autor für die praktische Arbeit des Psychotherapeuten »übersetzt« und ausformuliert. Anhand von acht psychoanalytischen Grundbegriffen- Empathie- Abwehr- Spaltung- Das Unbewußte- Trauma- Der Mythos der isolierten Psyche- Übertragung / Gegenübertragung- Affektebeschreibt er anschaulich und konkretisiert an zahlreichen Fallgeschichten, wie Intersubjektivitätstheorie praktiziert wird und welche Fallstricke dabei zu umgehen sind.
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Specificații

ISBN-13: 9783608890068
ISBN-10: 3608890068
Pagini: 215
Dimensiuni: 137 x 213 x 24 mm
Greutate: 0.31 kg
Editura: Klett-Cotta Verlag
Seria Leben lernen


Notă biografică

Chris Jaenicke, Diplom-Psychologe, Studium in Heidelberg, psychoanalytische Ausbildung in New York. Er ist in eigener Praxis tätig, sowie als Lehranalytiker, Supervisor und Dozent bei der Arbeitsgemeinschaft für Psychoanalyse und Psychotherapie e. V. in Berlin. Forschungsschwerpunkte und Publikationen zur Intersubjektivitätstheorie und Selbstpsychologie.

Cuprins

Vorwort1. Kapitel: Psychoanalytische MythenEinleitungDer Mythos des isolierten GeistesDer Mythos der NeutralitätDer Mythos der Neutralität als AbstinenzDer Mythos der Neutralität als ObjektivitätDer Mythos der Neutralität und die wechselseitige RegulierungDer Mythos der suggestionsfreien DeutungDer Mythos der unkontaminierten ÜbertragungDer Mythos der Objektivität2. Kapitel: Introspektiv-empathische Untersuchung: eine intersubjektive Alternative zur NeutralitätEinleitungKohuts Kritik des impliziten Wertsystems der PsychoanalysePersönliche Bedeutungen versus objektive »Wahrheit«Klinische VignettenAnalytische »Wahrheit«: Eine emergente Eigenschaft des DialogsProbleme der IntrospektionDie Klinische Wirkung der introspektiv-empathischen HaltungMissverständnisse über die EmpathieDer Umgang mit Geschenken und FragenEin weiteres klinisches BeispielÄhnlichkeiten und Unterschiede zwischen Selbstpsychologie und IntersubjektivitätstheorieVergleich des Empathiekonzepts und der introspektivempathischen UntersuchungPerspektivischer Realismus und das Risiko der VerbundenheitDie irreführende Dichotomie von Innen und AußenEmpathie versus Authentizität?Was ist eine empathische Intervention?3. Kapitel: Affekte: der Paradigmenwechsel in der PsychoanalyseWer, um alles in der Welt, ist schuld daran, dass ich mir diesen Beruf ausgesucht habe?Freuds Affekttheorie: psychologische Entdeckungen und metapsychologische MuseenDer Traditionalismus als Hindernis von ErneuerungenAnmerkungen zum historischen Hintergrund des TraditionalismusAffekte: Energieumwandlung versus InformationsverarbeitungKlinische Vignette: Affekte und das Risiko der VerbundenheitDie Unvermeidbarkeit des Risikos der VerbundenheitGefühle der Unverbundenheit im Dienst der IntegritätserhaltungBedeutung und Handhabung der Wechselwirkung im therapeutischen ProzessKlinisches Beispiel der Wechselwirkung in einer sexualisierten ÜbertragungDas Gefühl der Dinge: Die Vielschichtigkeit des GefühlslebensEmotionales GedächtnisKlinisches Beispiel des emotionalen GedächtnissesDas emotionale Gedächtnis und Deutungen in der intersubjektiven MatrixEmotionale VerfügbarkeitKlinisches Beispiel der emotionalen VerfügbarkeitHindernisse und Einschränkungen der emotionalen VerfügbarkeitDie Rolle der Affektivität in der Organisation des SelbsterlebensKlinisches Beispiel der affektiven ResponsivitätDie Selbstobjekt-Funktion der affektdifferenzierendenAbstimmung: Abgrenzung und SelbstdefinitionKlinisches Beispiel der AffektdifferenzierungDie Synthese widersprüchlicher Affekte und das integrierte SelbstgefühlAffekttoleranz und der Gebrauch der Gefühle als SignaleKlinisches Beispiel der Entsomatisierung und Artikulation von Affekten4. Kapitel: TraumaEinleitung: Der dünne VorhangDie »Normalen« und die »Traumatisierten«Klinisches BeispielTrauma: Unerträgliche AffekteTrauma und der Umgang mit reaktivem SchmerzTrauma zerstört die ZeitEntwicklungstraumataKlinisches BeispielDie Rolle der Zeugenschaft des Anderen5. Kapitel: ÜbertragungEinleitungKlinisches BeispielÜbertragung als RegressionÜbertragung als VerschiebungÄngste des TherapeutenÜbertragung als ProjektionÜbertragung als VerzerrungDie Deutung der »leading edge« der Übertragung»Auf«spielen statt »Aus«agieren [acting up statt acting out]Diskussion des Fallmaterials von Frau B.Übertragung und Gegenübertragung: das intersubjektive FeldDanksagungLiteratur

Recenzii

»Chris Jaenicke hat sein Buch über die intersubjektive Systemtheorie in der psychoanalytischen Praxis und das Risiko der Verbundenheit in seiner Muttersprache, auf englisch, geschrieben, und Elisabeth Vorspohl hat es für die deutsche Originalausgabe übersetzt. Indem Das Risiko der Verbundenheit zuerst ins Deutschland erscheint, wo Jaenicke seit zwanzig Jahren zu Hause ist, illustriert es das hermeneutische und intersubjektive Prinzip der Unausweichlichkeit der eigenen realen Situation ? eine Unvermeidlichkeit, die es zu begrüßen und anzunehmen gilt. Chris Jaenicke ist aber auch in New York zu Hause gewesen, und dort habe ich 1983 oder 1984 zum erstenmal einen Vortrag von ihm gehört, in dem er über "Kohut?s Concept of Cure" sprach. Ich hielt diesen Beitrag für außerordentlich hilfreich, so dass ich mich in den folgenden Jahren immer wieder fragte, wohin sein Verfasser wohl entschwunden sein mochte. 1996 fanden wir über bestimmte Themen meiner eigenen Arbeit zusammen und nahmen eine Korrespondenz zwischen Berlin und New York auf. So begann eine Freundschaft, die das Risiko der Verbundenheit trefflich illustriert. Wir sehen uns alle drei oder vier Jahre und fühlen einander bei diesen Begegnungen so tief verbunden, dass uns beiden etwas fehlt, wenn die räumliche Distanz zwischen Berlin und New York wieder hergestellt ist.Dem aufmerksamen Leser wird bereits klar geworden sein, dass ich weder zu diesem Buch noch zu seinem Autor genügend Abstand habe, um objektiv urteilen zu können ? sofern dies überhaupt möglich ist. Das Risiko der Verbundenheit und folglich auch dieser Rezensionsessay haben eher den Charakter eines fortlaufenden Gesprächs, an dem auch meine Kollegen Robert Stolorow und George Atwood teil haben, denn Jaenicke hat unsere Arbeiten benutzerfreundlich und erfahrungsnah dargestellt und diese Beschreibung zugleich mit einer Infragestellung herkömmlicher psychoanalytischer Behandlungskonzepte verbunden. Mich erinnert sein Vorgehen an die berühmten Worte von Jürgen Habermas, der über Hans-Georg Gadamer meinte, dass dieser die Heideggersche Provinz urbanisiert habe. In ähnlicher Weise holt Jaenicke die intersubjektive Systemtheorie von den Höhen abstrakter Allgemeingültigkeit herunter, um sie auf die gelebte Erfahrung unserer psychoanalytischen Praxis anzuwenden und zu zeigen, dass sie uns in der täglichen Arbeit Mut macht, die emotionalen Risiken unseres Berufs einzugehen:"Ich denke, man muss sein Herz öffnen, um fühlen zu können, doch wenn man diesen Mut aufbringt, läuft man Gefahr, emotional vernichtet zu werden. Das menschliche Dilemma: verschließe dein Herz, und du bist sicher ? aber tot; öffne es, und du bekommst die Chance, dich lebendig zu fühlen ? und tiefen Schmerz zu erleiden. Das ist der Grund, weshalb da, wo Liebe ist, ein Verlust nie fern ist." (Persönliche Mitteilung)Dies ist eine neue und unprätentiöse Stimme, die mit klaren, deutlichen Worten zu uns spricht und fast ohne psychoanalytischen Jargon auskommt. Wahrscheinlich kann nur derjenige eine solche Stimme hören und von ihr profitieren, der es gelernt hat, in seinem privaten Leben und im Beruf vor der Möglichkeit und Wahrscheinlichkeit des Leidens, das jede wirklich wichtige menschliche Beziehung in sich birgt, nicht davonzulaufen. Jaenickes persönlicher Ton zeugt jedenfalls von dem Mut des Autors, sich vor den Gefahren nicht zu verstecken, denen wir auf der analytischen Reise begegnen ? dem Erleben unserer Verwundbarkeiten, unserer Scham, ja auch Erfahrungen wie Fragmentierung und Selbstverlust, die wir manchmal als Psychose bezeichnen.Im Anschluss an die Darstellung seines Verständnis der intersubjektiven Systemtheorie und seiner eigenen Arbeit mit diesem Ansatz kehrt Jaenicke im zweiten Kapitel zurück zu Heinz Kohut und dessen Schriften, die seine erste psychoanalytische Inspirationsquelle waren. Er verfolgt die Ursprünge und die Entwicklung von Kohuts Sichtweise des empathischen Verstehens und seiner zentralen Bedeutung im psychoanalytischen Prozess und erklärt einleuchtend und überzeugend, weshalb es ein Missverständnis ist, Empathie mit Sanftheit und Freundlichkeit gleichzusetzen. Sodann arbeitet er Kohuts Ansatz in das intersubjektive System ein, wo Empathie den Weg zu einem wechselseitigen Verstehen bahnt. Sobald der Versuch zu verstehen zu einer genuin relationalen Suche nach Bedeutung wird, setzen sich beide Beteiligte Gefahren aus. Zu ihnen zählt das Risiko, erkannt zu werden, sich unsicher zu sein, endlich, verwundbar und fehlbar zu sein. Damit verbunden sind vor allem die Möglichkeit einer Retraumatisierung und die Wahrscheinlichkeit des Verlusts. Beide Partner können einander verletzen und/oder schaden, sie können einander Schmerz zufügen, psychotisches Erleben und sogar Suizidalität im Anderen auslösen. Das Missverstehen kann eskalieren und in eine Sackgasse einmünden. Da wir nicht von Anfang an wissen können, ob unser "mögliches Verstehen" (Gadamer) den Patienten mit einschließt, setzen wir womöglich Lebensjahre aufs Spiel ? Lebensjahre des Patienten, aber auch unsere eigenen. Gleichwohl weist uns Jaenicke wiederholt darauf hin, dass in dem Bereich, in dem es darum geht, die persönliche Erfahrungswelt des Patienten innerhalb des spezifischen analytischen Systems zu verstehen und zu beschreiben, nur der etwas gewinnen kann, der bereit ist, auch etwas zu wagen.Trotzdem ist der psychoanalytische Weg nicht gänzlich ungesichert. Selbstachtung und Respekt vor dem Anderen, die Berufsethik und Verantwortung des Analytikers für seine Patienten ? all dies sorgt für Grenzen und Abgrenzungen, innerhalb deren wir spielen, träumen, miteinander sprechen und uns auf Risiken einlassen können. Eines aber steht fest, nämlich dass eine Rückkehr in die Zeiten ausgeschlossen ist, in denen der Psychoanalytiker der "Besserwisser" war, der durchschaute, was sich im Unbewussten des Patienten wirklich abspielte, und seine Aufgabe darin sah, diese "Einsichten" auch dem Patienten zu vermitteln. Diese Art Schutz vor emotionalem Leiden ist für uns nicht mehr akzeptabel.Jaenickes drittes Kapitel, "Affekte: der Paradigmenwechsel in der Psychoanalyse", bildet sozusagen das Kernstück dieses Buch. "Ich schließe mich der regelmäßig wiederkehrenden Kunde vom Tod der Psychoanalyse nicht an. Der einzige Grund zur Besorgnis ist eine Unterschätzung der wichtigen Bedeutung, die den Emotionen und der Verbundenheit zukommt" (persönliche Mitteilung). Die Verschiebung der Aufmerksamkeit von Kognition und Einsicht auf die Emotionalität der wechselseitigen Beziehung bedeutet, dass sich beide Partner einem Risiko aussetzen. Mut und pragmatische Umsicht werden zu zentralen analytischen Tugenden, die an die Stelle von Anonymität und Neutralität treten. Anhand ausführlicher klinischer Beispiele illustriert Jaenicke die Risiken und Gefahren, die mit emotionaler Verfügbarkeit und Verwundbarkeit einhergehen. Diese Beispiele bestätigen seine Überzeugung, dass emotionaler Schmerz nur dann durch die gemeinsame Suche nach emotionaler Wahrheit in der Psychoanalyse geheilt werden kann, wenn beide Beteiligte bereit sind, sich vorbehaltlos aufeinander einzulassen, das heißt, diese Risiken einzugehen. "Psychoanalyse", so Jaenicke im 3. Kapitel, "ist keine Detektivgeschichte, die man sich ungefährdet von außen ansehen kann, um herauszufinden, wer wem was warum angetan hat. Um einen Patienten verstehen zu können, müssen wir Teil seiner emotionalen Geschichte werden und diese Geschichte zu einem Teil unserer selbst werden lassen." Er meint auch, dass der zähe Traditionalismus der Psychoanalyse, der uns Analytiker veranlasst, an den strengen Regeln festzuhalten, die man uns gelehrt hat, und uns an ihrem Geist zu orientieren, aus dem Bedürfnis resultiert, sich vor diesen Risiken der Verbundenheit zu schützen.Ich möchte dazu nur sagen, dass zwischen Tradition im umfassenden Sinn ? der Tradition als kultureller Heimat ? und dem Traditionalismus, der uns zu regelorientiertem, ängstlichem Verhalten veranlasst, ein großer Unterschied besteht. Bedauerlicherweise kann sich der Traditionalismus als eine "Hermeneutik des Misstrauens" äußern, wie Ric?ur es formuliert hat. Mit Jaenickes Worten: "Für diese Sichtweise ist der Patient wenn nicht ein Gegner, so doch ein Betrüger, der uns ständige, nie ermüdende Wachsamkeit abverlangt. Neutralität wird dann als kritische, skeptische Haltung missverstanden" (persönliche Mitteilung). Wie Gadamer (1960) aufgezeigt hat, ist andererseits die Tradition selbst die Voraussetzung dafür, dass wir überhaupt in Frage stellen und verstehen können.Wenn das Affektkapitel das Kernstück bildet, dann ist das Traumakapitel das Herz dieses Buches. Jaenickes Beschreibung einer eigenen schweren Traumatisierung und ihrer kurzfristigen sowie lebenslangen Folgen ermöglicht es uns, seine Entschlossenheit und Fähigkeit, mit dem stummen Leiden und der Entfremdungserfahrung seiner Patienten in Kontakt zu kommen, besser zu verstehen. Für diesen Autor ebenso wie für mich selbst setzt sich die intersubjektive Systemtheorie in die Gewissheit um, dass unser eigenes Leiden ? und all das, was wir, indem wir unseren Schmerz überlebten, in und über Beziehungen gelernt haben ? einem heilenden, verstehenden Dialog mit unseren Patienten den Weg bahnt. Bernard Brandchaft und Jaenicke lehren uns, dass dieser Weg für beide Partner unweigerlich gefahrvoll ist ? eine Gratwanderung zwischen dem Selbstverlust im Dienste der Aufrechterhaltung verzweifelt benötigter Bindungen und reaktiven Formen der Selbstdefinition, die unsere Bindungen zerstören, so dass wir einsam und allein zurückbleiben. Der Analytiker, der den Mut hat, jahrelang intensiv mit einem schwer traumatisierten Patienten zu arbeiten, das Geschehen mit ihm gemeinsam und für ihn zu bezeugen und Hand in Hand mit ihm den Dämonen (den emotionalen Überzeugungen oder Organisationsprinzipien) entgegenzutreten, kann durch diese Zusammenarbeit zwar nicht die Chance auf einen Neubeginn oder auf ein Leben ohne künftige Verletzungen und tödliche Verwundungen eröffnen, aber er kann die Voraussetzung schaffen, eine tief empfundene Akzeptanz zu entwickeln. Eine solche Akzeptanz befreit von der schambesetzten Überzeugung, für die eigenen Verletzungen selbst verantwortlich zu sein, ermöglicht es, die zuvor unannehmbare Geschichte als eigene Geschichte anzuerkennen, und hebt dadurch Dissoziationen auf. Jaenicke selbst sieht diese Aufgabe als konsequenten Versuch, "das zu stärken, was übrig geblieben ist". "Auf der anderen Seite des Verlusts", so erläutert er, "wartet eine tiefe Anerkennung und Wertschätzung der Gabe der Bezogenheit." Keineswegs überraschend beschließt Jaenicke sein Buch mit Überlegungen zu psychoanalytischen Konzepten der Übertragung, die in der Ausbildung der meisten Analytiker verbindlich waren und den emotionalen Kontakt zu unseren Patienten gewaltig erschwerten. Die Übertragung als Projektion oder Verschiebung anzusehen schützt uns vor dem Gewahrsein unserer eigenen Mitwirkung an der Art und Weise, wie der Patient uns erlebt, und somit vor der Wahrnehmung unserer eigenen Verwundbarkeit. Die Risiken der Verbundenheit zu akzeptieren, ja sogar willkommen zu heißen, bedeutet nicht nur, die Übertragung als eine von Grund auf relationale Erfahrung zu begreifen; vielmehr erhöht eine solche Sichtweise unsere emotionale Verfügbarkeit für den Patienten ? wodurch allerdings zugleich die Risiken der psychoanalytischen Reise steigen.Wie können wir Analytiker überleben, wenn wir Tag für Tag, Jahr um Jahr, mit einem "offenen Selbst" arbeiten? Abgesehen von dem Rat, dass man "ein abwechslungsreiches, anregendes Beziehungs- und kulturelles Leben außerhalb der Arbeit führen" sollte, halte ich den verstehenden Beistand gleichgesinnter Kollegen für entscheidend. Solche Kollegen zu finden aber ist nicht leicht. Wenn wir über diese "Arbeit mit offenem Herzen" berichten, setzen wir uns nicht selten massiver Kritik und Häme aus: der Analytiker, so heißt es, sei masochistisch, weiche der Aggression aus, sei allzu "selbstpsychologisch" und deshalb viel zu freundlich, allzu unbefangen oder gar exhibitionistisch in seinen Selbstenthüllungen ? oder schlechterdings unanalytisch (will sagen: nicht genügend distanziert und zurückhaltend). Allzu häufig zieht sich der junge Analytiker dann entweder in eine extrem einsame, aber emotional aufgeschlossene Arbeitsweise zurück, oder er richtet sich in der von ihm erwarteten, distanzierten Position des "Besserwissers" ein. Die Alternative, die uns vorschwebt, hat Chris Jaenicke in seinem couragierten Buch beschrieben ? eine Einladung und ein Appell, eine virtuelle Gemeinschaft zu bilden, die die Risiken der Verbundenheit in der Psychoanalyse willkommen heißt. Ich hoffe, dass seine Arbeit mit dem "Risiko der Verbundenheit" anderen Analytikern helfen wird, einander zu finden.«Donna Orange (Selbstpsychologie, November 2006)