Zum Inhalt des Buches:Das muttergeistige Denken der Urda Nornengast kreist um den "androgynen Menschen", das ist der Mensch gemäß seiner mann-weiblich bestimmten Urlage, der Vollmensch, den es zu verwirklichen gilt, wenn man aus dem Teufelskreis einer einseitig männlich bestimmten, friedensfeindlichen Politik ausbrechen will. Voraussetzung zum Wiedererkennen der androgynen Urlage sei u.a. eine Bereinigung des theologischen Bewußtseins durch Befreiung von der herrschenden "Adamtheorie" und Einbeziehung der Mutterqualität der Gottheit. Schöpferischer Beitrag der Urda Nornengast dazu ist ihre "kruzifikale Logik", mit der sie das In-der-Welt-sein als ein Durchkreuzungsgeschehen deutet und zu einer universellen Katholizität durchstößt. Der Leser wird in den Sinngehalt der "Jungfrauengeburt" in den Weltreligionen eingeweiht und erfährt darin den zentralen Ausgangspunkt mündiger Gesellschaft. Mit der Entschlüsselung der Erzmüttergeschichte des Alten Testaments gelangt er an den eigentlichen Hintergrund des Nahost-Konflikts als des Ringens der Nachkommen Ismaels und Israels. Vom muttergeistigen Standort Urda Nornengasts ergaben sich nicht zuletzt wesentliche Einsichten in die aktuelle Weltpolitik, vor allem zur Deutschland- und Berlin-Politik zwischen Ost und West, zum Mythos Preußens und zur Oder-Neiße-Problematik. Insgesamt liefert das Buch nicht nur einen bedeutenden Beitrag zur Maternitätsforschung, Religionswissenschaft und philosophischen Anthropologie, sondern weitet das Weltbild des Lesers entscheidend, indem es ihm das Rüstzeug gibt, um den Menschen (d.h. sich selbst) in der heutigen gesellschaftlichen und staatlichen Problematik von seiner androgynen Herkunft und Bestimmung her adäquat zu begreifen.Über die Autorin:Urda Nornengast, geboren am 30.12.1898 in Freienwalde (Pommern), gest. am 16.10.1967, entstammte einem evangelischen Pfarrhaus mit dem Namen Lönnies. Die Berufswahl erfolgte auf Grund visionärer Jugenderlebnisse, die sich 1915 zu einer schicksalsbestimmenden Hauptvision verdichteten. Ihre Ausbildung umfaßte alle Sparten der sozialen Arbeit, Frauenseminar, Fabrikfürsorge, Sozialversicherungskunde. Daneben umfangreiche Studien der Theologie und Kulturgeschichte der Völker, journalistische Tätigkeit, Ausbildung im Verlagswesen und öffentliche Vortragstätigkeit. Seit dem 21. Lebensjahr war Urda Nornengast maßgebend in großen Sozialorganisationen der Kirche und des Staates tätig. Sie baute einen Mütterdienst mit vorbeugender Gesundheitsfürsorge und Mütterschulung auf, gründete in Berlin den Verlag Mutter und Volk und die gleichnamige Zeitschrift, das Schweizer "Studio Volk und Mutter", bereitete eine Weltillustrierte "Männer und Mütter" und eine "Weltmütter-Union" vor. Wegen des Widerspruchs gegen die Rasse-Ideen Rosenbergs kam sie in Konflikt mit dem Nationalsozialismus: erste Inhaftierung 1935, zweiter Gefängnisaufenthalt von 1942 bis 1945. Nach dem Zweiten Weltkrieg Fortführung ihres "Studios für Gentilforschung" in Westberlin, ständige Mitarbeit an der Zeitschrift "Gemeinschaft und Politik" (Bad Godesberg), Bemühungen um die Schaffung eines Westberliner Friedensinstituts, Vorbereitung einer "Olympischen Initiative".