Frankreich, nahe der spanischen Grenze. Eine Frau folgt einer Einladung der Freundin in eine ihr fremde Welt, deren Leben zunächst ereignislos erscheint.

"Der Dreiste" ist kein Reisebericht. In literarischen Miniaturen zeichnet er flüchtige Bilder, mal witzige, mal melancholische Momentaufnahmen aus dem Alltag einer anderen Kultur - Rituale und Gewohnheiten, in denen sich die Einheimischen geborgen fühlen, schaffen Abstand zur Besucherin, die Zeugin ist, aufmerksame Beobachterin und Interpretin.

Das Wesentliche liegt zwischen den Zeilen: die Geschichte von Beziehungen - die der Besucherin zu ihrer Gastgeberin, die der Einwohner untereinander und die zu einer Außenstehenden.

Die Distanz der Betrachtung enthüllt die Doppelbödigkeit des gleichförmigen Alltags und provoziert Fragen, die allerdings unbeantwortet bleiben: Warum ist der unverschämte Bäcker offenbar noch immer in dieser kleinen Gesellschaft akzeptiert? Welche Tragödie verbirgt sich wirklich hinter dem Unfalltod eines jungen Mannes und dem drauf folgenden Freitod seines Vaters? Warum wird über bestimmte Dinge nicht gesprochen?