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Der preussische Konservatismus im Kampf gegen Einheit und Freiheit.

Autor Bernhard Ruetz
de Limba Germană Paperback – 31 mai 2001
Gemäß der herkömmlichen Betrachtungsweise wird Konservativismus als Gegenströmung zur okzidentalen Modernisierung dargestellt. Bei dieser Definition bleibt jedoch der Unterschied zwischen politischer Bewegung und Partei ebenso unklar wie die Abgrenzung vom Liberalismus. Der Autor entwickelt in der vorliegenden Studie eine präzisere Konservativismusdefinition.Konservativismus und Liberalismus waren kontinentaleuropäische Verfassungsbewegungen des 19. Jahrhunderts. Sie entstanden dort, wo sich die absteigende Stände- und die aufsteigende Staatsbürgergesellschaft ungefähr die Waage hielten. Die konservative und die liberale Bewegung formierten sich um das staatliche Machtzentrum von Monarchie, Bürokratie und Militär und fochten für gegensätzliche Gesellschaftsmodelle. Beide Bewegungen wurden mit dem nationalen Verfassungsstaat zu politischen Parteien.Bernhard Ruetz verdeutlicht den Übergang von der Bewegung zur Partei am Beispiel des preußischen Konservativismus von 1815 bis 1876. Die Konservativen verteidigten die christlich legitimierte Ständegesellschaft gegen die von den Liberalen erstrebte säkularisierte Staatsbürgergesellschaft. Gekämpft wurde um die beiden zentralen Verfassungsfragen von nationaler Einheit und bürgerlicher Freiheit. Die Allianz zwischen Ministerialbürokratie und Liberalismus siegte und beseitigte mit der Reichsverfassung von 1871 die letzten ständischen Institutionen und Rechte. Der Konservativismus verschwand aus der Geschichte und konstituierte sich neu als konservative Partei der bürgerlichen Gesellschaft.
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Specificații

ISBN-13: 9783428104536
ISBN-10: 3428104536
Pagini: 213
Ilustrații: 213 S.
Dimensiuni: 156 x 235 x 17 mm
Greutate: 2.99 kg
Editura: Duncker & Humblot GmbH

Recenzii

"... Macht der Historiker sich, dem Vorschlag von Bernhard Ruetz folgend, von den selbst auferlegten Fesseln frei, eine Kontinuität oder ein Scheitern von Liberalismus und Konservatismus über das letzte Drittel des 19. Jahrhunderts hinaus anzunehmen, so 'wird der Blick frei für das grundlegend veränderte politisch-soziale und ökonomische Kräfte- und Spannungsverhältnis im Kaiserreich', das 'trotz obrigkeitlicher und föderativer Elemente ein nationaler Rechts- und Verfassungsstaat und die führende kontinentaleuropäische Grossmacht' geworden war. In der klaren Begrifflichkeit, die Konservatismus und Liberalismus als Verfassungsbewegungen versteht, deren konfligierende Ziele die Ständegesellschaft auf der einen, die Staatsbürgergesellschaft auf der anderen Seite gewesen sind, liegt der heuristische Gewinn des Buches.Nach dem Sieg des liberalen Modells in der Reichsverfassung von 1871 hat es einen Konservatismus im alten Sinne nicht mehr gegeben, ja nicht mehr geben können, sondern nur eine konservative Partei im Rahmen der bürgerlichen Gesellschaft. Mit solch bündigem Résumé widerfährt freilich dem Detailreichtum des Buches, das für eine grundgelehrte Abhandlung erfreulich lesbar geschrieben ist, nicht annähernd Gerechtigkeit; eines Buches, das den geduldigen Leser etwa mit einer subtilen Analyse jener Richtung des preussischen Konservatismus belohnt, der - in der Romantik wurzelnd - bei Joseph Maria von Radowitz und Friedrich Julius Stahl das nationale Prinzip als das staats- und rechtsbildende vertrat." Hans-Albrecht Koch, in: NZZ, 16.11.01"Konservatismus im Zeichen des 'letzten Gefechtes'Ein Schweizer Autor - Bernhard Ruetz - hat sich an die Analyse des Schlusskampfes der preußischen Aristokratie gegen den nivellierenden bürokratisch-liberalen Staat im 19. Jahrhundert gewagt. Schon im 17./18. Jahrhundert waren die preußischen 'Junker', wie sie auch genannt werden, von der bürokratisch-professionellen Staatsgewalt der Hohenzollern mehr und mehr funktionalisiert worden. Ihre ursprünglich-feudalen Herrschaftsrechte (auch im religiösen Bereich) gingen an den zentralen Apparat über, ihre jahrhundertelang ausgeübte Herrschaft über 'Land und Leute' wurde durch bezahlte Staatsfunktionäre zurückgedrängt. Im 19. Jahrhundert vollendet sich dieser Prozeß. Das Bürgertum setzt den rationalen Staat mit seinem seither nicht mehr prinzipiell angefochtenen 'legitimen Zwangsmonopol' durch. Die allerletzten Reste feudaler Traditionen schwinden nach 1918. Nach 1945 wurde die preußische Herrenschicht schließlich (via 'sozialistische Bodenreform') ökonomisch und zum Teil sogar physisch liquidiert. Sie hatte sich bis dahin schon weit in Richtung eines bürgerlichen Agrarkapitalismus entwickelt.Ruetz Arbeit konzentriert sich auf den entscheidenden Abschnitt der 'politischen Enteignung' der Junker als ständischer Herrenschicht zwischen der Revolution von 1848 und der späteren nationalen Reichsgründung durch Bismarck. Die politischen Kämpfe der Altaristokraten wie der Brüder von Gerlach, Moritz von Blankenburgs und des alten Thadden gegen die Durchsetzung der bürokratischen Lokal- und Kreisverwaltung, gegen die Einführung der staatlichen Schulaufsicht, gegen die Oktroyierung der Zivilehe wie schließlich gegen die Nationalidee werden von Ruetz in liebevollen Details geschildert, die der Spezialist beurteilen mag.Interessant an Ruetz Darstellung ist die Herausarbeitung des 'Konservatismus' dieser Aristokraten, die - gestützt auf den bürgerlichen Intellektuellen Adam Müller, den Berner Patrizier Karl Ludwig von Haller und den jüdischen Rechtsgelehrten Friedrich Julius Stahl - eine ideologische Gegenposition zu Liberalismus und modernem Nationalstaat aufbauten. Es ging diesen Theoretikern wie den Junkern um die Verteidigung der ständisch gegliederten, feudalen Monarchie, um das 'Eigenrecht' der überlieferten politischen Gewalten. Bismarck, der ursprünglich diesem Kreis nahestand, wurde später als revolutionärer Reichseiniger, Einführer des gleichen Wahlrechts und Testamentsvollstrecker der Liberalen zum verhassten Gegner dieser Altjunker. Indessen standen sie gegen die modernen Mächte von Liberalismus, Bürokratie und Nationalstaat auf verlorenem Posten. Ernst Ludwig von Gerlach definierte schließlich ironisch konservativ als das Bestreben, 'das, was man hat, möglichst langsam zu verlieren'. In den Argumenten des Widerspruchs gegen die Allmachtsansprüche der Bürokratie und deren Rationalismus zeigt sich punktuell eine gewisse Nähe dieses Konservatismus zu Positionen, die wir heute liberal-konservativ nennen würden.Das Herausfordernde an Ruetz Darstellung ist die Reduktion des Begriffs 'Konservatismus' auf die prinzipielle Gegendoktrin dieser Altfeudalen gegen die bürokratisch-liberal-nationale Moderne. Das mag man tun. Es ist damit jener Begriffsaushöhlung vorgebeugt, durch welche 'Konservatismus' als die jeweilige Interessenvertretung des Status quo erscheint (damit wäre selbst Castro heute ein 'Konservativer'). Der Begriff verliert bei dieser Ausweitung jeden Bezug auf bestimmte Werte. Indessen kann man der Ansicht sein, dass evolutionistische Positionen, die sich gegen den 'Konstruktivismus' des Staates auf hergebrachte Institutionen wie Eigentum, Familie und freie Traditionen berufen, welche also die zentralistisch-szientistische 'Anmaßung von Wissen' zurückweisen, auch 'konservativ' genannt werden sollten. Ein Hayek- oder Röpke-Liberaler würde sich wohl in diesem Sinn - im Anschluß an Edmund Burke, auf den sich Liberale wie Konservative berufen - 'konservativ' nennen. Hayek selber hat sich bekanntlich, was seine Position betrifft, entschieden gegen diese Bezeichnung gewandt. Letzten Endes geht es hier um Definitionsfragen, die wohl immer wieder ad hoc geklärt werden müssen.Ruetz legt hier ein gut dokumentiertes, sorgfältig geschriebenes und gescheites Buch von ca. 200 Seiten vor, das in Teil 1 und dem sehr kurzen Teil 3 besonders für den Historiker der Ideen, im Kernteil für den Spezialisten der preußischen Geschichte interessant ist." Dr. Gerd Habermann, in: Schweizer Monatshefte, Heft 12/1, Dez./Jan. 2001/2002"Wer sich mit der Geschichte des deutschen Konservatismus beschäftigt, stellt relativ schnell fest, daß diese, anders als etwa die Sozialismus- oder Liberalismus-Forschung, wissenschaftlich bisher nur unzureichend erschlossen ist. Dies liegt nicht zuletzt daran, daß dem Konservatismus immer noch der Geruch der rückwärtsgewandten, gegen die gesellschaftliche Modernisierung gerichteten Abwehrideologie anhaftet. Derartig vereinfachende Sichtweisen sind nicht die Sache von Bernhard Ruetz. Seine nunmehr im Druck erschienene Züricher Dissertation entwickelt vielmehr, ausgehend von Grundgedanken der wichtigen, 1986 erschienenen, ideengeschichtlichen Studie von Panajotis Kondylis ('Konservativismus. Geschichtlicher Gehalt und Untergang'), dessen Thesen aber souverän erweiternd, am preußischen Beispiel zwischen 1815 und 1876 eine präzisere Konservatismusdefinition, die diesen nicht auf eine sich im 19. Jahrhundert auflösende Adelsideologie reduziert. Ruetz gelingt dies, indem er, anknüpfend an Überlegungen Lothar Galls zum Liberalismus als politischer Verfassungsbewegung und Dieter Heins zu Bewegung und Partei als moderne Typen politischer Willensbildung (HZ 263, 1996, 69-97), den preußischen Konservatismus als Teil einer kontinentaleuropäischen Verfassungsbewegung beschreibt: Ursprünglich die christlich legitimierte Ständegesellschaft gegen die von den Liberalen angestrebte Staatsbürgerschaftsgesellschaft verteidigend, bedeutete die Niederlage der (alt-)konservativen Bewegung in dieser Auseinandersetzung, wie sie sich etwa im Scheitern des Lebenswerks Ernst Ludwig von Gerlachs verkörpert, jedoch nicht den Untergang des Konservatismus an sich. Dieser konstituierte sich vielmehr, genau wie der Liberalismus, und unter Übernahme von Teilen der Programmatik des ideologischen Gegners, neu als politische Partei. Damit verbunden war zwangsläufig ein Verblassen seiner traditionellen Programmatik bzw. deren weitere Anpassung an den gesellschaftlichen Wandel." Matthias Stickler, in: Historische Zeitschrift, Bd. 275 (2002)"Es sei Zeit, vom Konservativismus im herkömmlichen Verständnis Abschied zu nehmen, meint der Verfasser dieser Züricher Dissertation. Er reibt sich heftig daran, daß sich eine befriedigende, alle Erscheinungsformen dieses Phänomens in den zurückliegenden gut 230 Jahren erfassende Definition nicht geben läßt, und schlägt deshalb ein engeres Begriffsverständnis vor. Für ihn ist Konservativismus eine politische Bewegung der vor- und frühkonstitutionellen Zeit. Sie entstand um 1800 zur Verteidigung der durch die Französische Revolution schwer erschütterten obrigkeitsstaatlichen und ständisch geprägten Ordnung, freilich nicht überall - in England und Rußland gab es nach Ruetz keinen Konservativismus -, und behauptete sich je nach den Gegebenheiten verschieden lange Zeit. In Deutschland verschwand der Konservativismus als Verfassungsbewegung in den 1870er Jahren, also bald nach der Reichsgründung und der damit verbundenen völligen Durchsetzung des modernen Verfassungsstaates. Jetzt formierte sich die Konservative Partei, eine nach Ruetz vom Konservativismus deutlich geschiedene historische Erscheinung. In dem sehr dicht geschriebenen ersten Teil der Studie sucht der Autor sein Begriffsverständnis auf rund 40 Seiten zu belegen. Er beruft sich dabei namentlich auf Panajotis Kondylis, der den Konservativismus 1986 als Rechtfertigungsideologie der Herrschaftsträger in der mittelalterlich-feudalständischen Gesellschaftsordnung verstanden und ihn vom 16. bis zum 19. Jahrhundert wirksam gesehen hatte, ferner auf Lorenz von Stein und Norbert Elias.In zwei umfangreichen Kapiteln beschäftigt sich Ruetz sodann mit den Kämpfen, die der Konservativismus in Preußen ausfocht. Dabei widmet er sich der ersten Phase von 1806 bis 1848 nur knapp, dem folgenden Menschenalter umso eingehender. Er zieht das Berliner Politische Wochenblatt, die Kreuzzeitung, die Evangelische Kirchenzeitung, das Neue Allgemeine Volksblatt, das Volksblatt für Stadt und Land, die Berliner Revue und das Jahrbuch für Gesellschafts- und Staatswissenschaften sowie die Verhandlungsberichte des Vereinigten Landtags, der Verfassungsvereinbarenden Versammlung, der beiden Kammern des Landtags und des Reichstags heran und bietet damit ein umfangreiches Quellenmaterial auf. Zunächst untersucht er die Einstellung der preußischen Konservativen zur nationalen Frage und zeichnet ein differenziertes Bild der innerhalb der Bewegung sehr kontroversen Meinungsbildung. Sodann beschäftigt er sich mit den verfassungs- und verwaltungspolitischen Debatten zwischen 1849 und 1875. Hier sind das Ringen um die Verfassungsurkunde von 1850, die Kämpfe um die Lokalverwaltung, um die Grundsteuerreform und um die Kreisordnung das Thema, schließlich die langwierigen Auseinandersetzungen um Schulaufsicht und Zivilehe. All das ist sehr instruktiv und präzisiert unsere Kenntnis der Diskussionen innerhalb des Konservativismus. So liest man diese Abschnitte mit Gewinn. Sie zeigen, daß die Kolonnen der Konservativen in den Auseinandersetzungen um die Nationalstaatsgründung und um die notwendigen Reformen in Preußen keineswegs so fest gefügt waren, wie die markige Formel 'im Kampf gegen Einheit und Freiheit' glauben läßt." Hans Fenske, in: FBPG 2/02

Cuprins

Inhaltsübersicht: Erster Teil: Theorie und Definition des Konservativismus: Motive und Ziele - Geschichte als Bewegung: Norbert Elias und Lorenz von Stein - Entstehung, Inhalt und Funktion des Konservativismus - Zweiter Teil: Der preussische Konservativismus im Kampf gegen Einheit und Freiheit: Die Formierung des preussischen Konservativismus - Der preussische Konservativismus und die nationale Frage - Der preussische Konservativismus und die Verfassungsfrage - Dritter Teil: Von der Bewegung zur Partei - Quellen- und Literaturverzeichnis - Sachwortverzeichnis