Die auf Anregung von Milon de Nanteuil (1217-1234) entstandene Kathedrale von Beauvais - man bezichnete sie im Gegensatz zu dem in 10. Jh. errichteten Basse-Oeuvre (etwa: 'niedriger Bau') als Haut-Oeuvre ('hoher Bau') - wurde 1272 geweiht. Die Einsturz von Teilen des Kirchengebaudes in den Jahren 1284 und 1573 machte der Unternehmungslust der Erbauer definitiv ein Ende. Die zugleich hochaufstrebende und gedrungene Kathedrale - sie besitzt kein Langhaus, dessen Ausmasse man sich angesichts der Hohe des Gewolbes (mit 48 m das hochste Europas ) nicht vorzustellen wagt - beherrscht das Stadtbild des durch die Bombenangriffe des Jahres 1940 in Mitleidenschaft gezogenen Viertels. Unbeschadigt blieben allerdings der Kreuzgang der Domherren und der Bischofspalast, das heutige Musee departemental. Auch wenn die Revolution die Kathedrale ihrer Portalskulpturen und teilweise der Innenausstattung beraubte, so verdient letztere immer noch die Aufmerksamkeit der Besucher. Durch die wundervollen Glasfenster des Mittelalters und der Renaissance stromt das Licht in das 1750 durch den Bildhauer Nicolas-Sebastien Adam neugestaltete Sanktuarium. Jedes Jahrhundert trug zur Bereicherung von Saint-Pierre de Beauvais bei und hinterliess seine Spuren, die dieses Heft der Routen des Kulturerbes zu entdecken hilft.