Die Kleine Frau Babette und Herr Mann

Es gibt inzwischen viele junge Menschen, die menschliche Beziehungen als zu anstrengend und deshalb überflüssig empfinden. Das ist für sie so, weil alle Menschen fehlerhaft sind, jede Menge Probleme haben und sie deshalb auf anderen abladen. Um diese Misslichkeiten zu vermeiden, ziehen sie ein Leben mit dem Computer vor, der ihrer Meinung nach perfekt ist. "Der kleine Mann" in diesem Buch lebt auch ganz allein, halt, nicht ganz allein, es gibt eine Amsel in seinem Garten, die für ihn singt und die deshalb für ihn sehr wichtig ist. Die kleine Frau Babette zeigt da schon ein wenig mehr Bereitschaft, ihr Leben mit einem anderen Lebewesen zu teilen, sie wohnt mit "Fenella", einem freundlichen Schaf zusammen. Und schon geht die Geschichte los, denn keiner, der mitfühlt, kann das nicht ertragen, dass die beiden so ohne jeden menschlichen Kontakt leben. In 366 jeweils ganz kleinen Episoden wird deshalb davon erzählt, wie die beiden sich emanzipieren, d.h. sich unabhängig machen von der unglückseligen Einsamkeit und am Ende akzeptieren, dass die Lebendigkeit nicht Unsinn ist, sondern der Sinn des Lebens. Wenn also am Ende der frierende Herr Mann, frierend, weil er ganz kalt war, endlich aufgewärmt ist, und die kleine Frau Babette feststellt, dass es jetzt ganz gemütlich mit ihm zusammen ist, dann können auch die Kinder feststellen, dass das jetzt wunderschön für ihn ist. Ach, hätten doch alle Piraten, die sich als Nerds verstehen, doch dieses feine, liebevolle, kluge Buch vorgelesen bekommen, als sie noch klein waren. Aber, wir wissen ja, es ist selten zu früh und niemals zu spät - für alles, auch für die Liebe. Gabriele Hoffmann (Leanders Leseladen, Heidelberg)