Eine Analyse? Memoiren? Vision der Zukunft? Eine Selbstrechtfertigung? Welche Art von Buch entsteht, wenn ein exponierter, lebenserfahrener Mitspieler des großen Business-Games zur Feder greift und sie in Herzblut taucht? Zum Beispiel dieses: "Die Verrückten werden siegen". Klaus Utermöhle, CEO und Mitinhaber einer großen Hamburger Werbeagentur, Mitbegründer und Präsident des "Club der Optimisten" hat es geschrieben und es ist völlig überflüssig! So überflüssig wie ein Robert-Gernhardt-Gedicht, ein Spaziergang im Neuschnee, ein erlesener Wein, ein langer, handgeschriebener Brief. Kurz: So überflüssig wie ausendundeine l(i)ebenswerte Kleinigkeit, ohne die alles nichts ist, auch wenn ihre Existenz im großen Spiel der Mächte und Kräfte nur wenig gilt. Natürlich zollt Klaus Utermöhle der normativen Kraft des Faktischen seinen Tribut, schließlich gab es in seiner Biografie eine Zeit, in der er grandios daran gescheitert ist. Was übrigens nicht die schlimmste Erfahrung seines Lebens war, wohl aber eine der fruchtbarsten und folgenreichsten. Aber wichtiger und interessanter als die harten Fakten sind ihm allemal die Menschen und ihre Art, damit umgehen. Die Verharrer und Bedenkenträger, die Technokraten und die Funktionäre sind allerdings nicht seine Leute. Auf dem Weg in die Zukunft fahren sie sechsspurig, asphaltiert und treten dabei immer häufiger auf die Bremse. Doch was für sie von weitem noch so aussieht wie das Ende des Staus, ist womöglich schon der Anfang vom Ende des überkommenen Systems. Klaus Utermöhles Blick wandert stattdessen rechts und links der Highways entlang, immer auf der Suche nach einem Weg, der ins Ungebahnte führt und auf der Suche nach dem, der diesen Weg zuerst gegangen ist. Einem Ver-rückten! Denn normal ist das nicht! Wer die Komfortzonen der Welt verlässt, freiwillig Strapazen auf sich nimmt, das Neue fühlt, denkt und am Ende sogar tut - tickt nach einem anderen Trommelschlag. Nein, normal ist das nicht. Heute nicht. Morgen vielleicht schon. Denn was heute das verrückte Spiel eines unkonventionellen Geistes nach eigenen Regeln ist, könnte schon morgen zur Norm der Vielen werden wie jüngst als "Phänomen Klinsmann" in aller Öffentlichkeit geschehen! Und das interessiert Klaus Utermöhle. Im Großen, bei den Einsteins und Picassos, aber mehr noch bei denen, die unseren Weg öfter kreuzen, als uns dies bewusst ist und die uns mitunter sogar morgens beim Zähneputzen müde aus dem Spiegel entgegengrinsen. Utermöhle interessieren die Menschen - die Clowns, die Genies, die Selbstinszenierer, die Kreativen, die Alleingänger und die Pioniere. Und die Gesetze, wie das alles gemacht wird, interessieren ihn auch. Profane Tugenden wie Fleiß, Selbstvertrauen und der Sinn für die Qualität der eigenen "Produkte" gehören dazu. Aber auch Auszeiten und Einsamkeit, Spontaneität, Ideenreichtum und ein Gefühl für die vielen Gesichter dessen, was Klaus Utermöhle unter dem wunderbaren Begriff "Kleinesglück" zusammenfasst. Und weil ihn das alles ganz innerlich echt interessiert und weil er ein guter Beobachter, ein kluger Kopf und ein Mensch des Wortes ist, hören wir ihm gerne zu. Wie wir einem Geschichtenerzähler am Lagerfeuer zuhören würden oder einem geistreichen Kaffeehausplauderer. Ein überflüssiges Buch? - Ein lesenswertes!