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Editat de Helmut Böttiger, Thomas Combrink, Bernd Busch, Lutz Dittrich
de Limba Germană Paperback – apr 2009
Literaturfunktionäre wie Kasimir Edschmid oder Frank Thiess, die in den ersten Jahren nach 1945 die Diskussion bestimmten, sind heute vergessen. Sie stehen für eine fast bruchlose Kontinuität zur Zeit des Nationalsozialismus: völkisch, opportunistisch, möchtegern-elitär. Schaut man sich die damalige Szenerie in Deutschland genauer an, so wird kenntlich, daß es kaum jemanden gab, der an demokratische Traditionen anknüpfte. Der Haß, der einer Symbolfigur wie Thomas Mann entgegenschlug, spricht Bände; ebenso die Tragik Alfred Döblins nach seiner Rückkehr Ende 1945. Auf der anderen Seite vollzieht sich der kometenhafte Wiederaufstieg von Gottfried Benn, der durch seine radikale und elitäre Ästhetik ebenso wie durch seinen stilisierten Solipsismus vielfältige Identifikationsmöglichkeiten bot. Die raren Ansätze selbstbestimmten Denkens - wie die in Dolf Sternbergers "Wandlung" vertretenen - verpufften; das Wirtschaftswunder beförderte eine enorme Verdrängungsleistung. In den Westzonen dominierte eine Natur- und Schicksalsmetaphorik, oft christlich überhöht - die "Heile Welt" Werner Bergengruens wurde zum Programm. Gertrud von le Fort dichtete: "Die Schuld ist ausgeweint". In der Ostzone dagegen wirkten die totalitären Strukturen in anderer Form weiter: Die stalinistische Kampfansage gegen "Formalismus" und "Kosmopolitismus" war in Deutschland durch die "Blut und Boden"-Ideologie bestens vorbereitet worden, und der DDR-Kulturpolitiker Johannes R. Becher erwies sich seinen westdeutschen Kontrahenten K. Edschmid und F. Thiess gegenüber als ebenbürtig.Erstmals werden Materialien zur Gründungsgeschichte der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt veröffentlicht. Sie dokumentieren wie in einem Brennspiegel den Geist der "Inneren Emigration", des Kalten Kriegs und der Bundesrepublik unter Konrad Adenauer - schwierige Ausgangsbedingungen für die "Junge Generation" um die Gruppe 47. Erst Mitte der fünfziger Jahre sind Anzeichen einer Nachkriegsmoderne, sind erste Lockerungsübungen deutlicher erkennbar. Die Ausstellung betont, wie mühsam es war, die von außen ermöglichten demokratischen Strukturen auszufüllen und zu behaupten, und sie zeigt die Leistung der "Außenseiter". Auch zahlreiche Ton- und Filmdokumente vergegenwärtigen "Literarische Szenen aus Nachkriegsdeutschland".
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Specificații

ISBN-13: 9783835304338
ISBN-10: 383530433X
Pagini: 880
Ilustrații: 460 farb. Abb.
Dimensiuni: 162 x 246 x 69 mm
Greutate: 2.11 kg
Editura: Wallstein Verlag GmbH

Notă biografică

Die HerausgeberHelmut Böttiger, geb. 1956, Studium der Germanistik, Dissertation über Fritz Rudolf Fries und die DDR-Literatur. Er lebt seit 2002 als freier Autor und Kritiker in Berlin. 1996 erhielt er den Ernst-Robert-Curtius-Förderpreis für Essayistik.Lutz Dittrich, geb. 1972, Studium an der FU Berlin; seit 2005 Ausstellungsmacher und Projektleiter am Literaturhaus Berlin.Bernd Busch, geb. 1954, arbeitete am Seminar für Deutsche Literatur und Sprache der Universität Hannover sowie am Sprengel Museum Hannover. Seit 2003 ist er Generalsekretär der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.Thomas Combrink, geb. 1976, studierte Literaturwissenschaft, Anglistik und Philosophie in Bielefeld und hat über Helmut Heißenbüttel promoviert.

Recenzii

»Die Ausstellung muss nicht zuletzt aufgrund der beschränkten Platzverhältnisse im Berliner Literaturhaus vieles weglassen, was in dem eindrucksvollen und äußerst lesenswerten Katalog enthalten ist. Dieser wird noch ergänzt durch einen Materialienband, in dem einzelne Autoren und zentrale literarische Orte der Nachkriegszeit behandelt werden. Wer sich in Zukunft mit der literarischen Nachkriegszeit auseinandersetzen möchte, wird an diesen Büchern nicht vorbeikommen.«(Ulrich Rüdenauer, Frankfurter Rundschau, 28.4.2009)»mit einer Überfülle sprechender, anschaulicher und teilweise sensationell neuer Dokumente (...) Und man darf schon heute sagen: für das große deutsche Gedächtnisjahr 2009 dürfte hier, in literaturgeschichtlicher Hinsicht, die wichtigste Tat vollbracht sein.«(Tilman Krause, Die Welt, 28.4.2009)