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Ernste Fragen

Traducere de Joachim Kalka Autor Erwin Chargaff
de Limba Germană Hardback – 31 iul 2000
»Geistreiche, eindringliche und faszinierende Essays über westliche Wissenschaft, Kultur und Gesellschaft, in präziser und eleganter Sprache geschrieben...« (Robert Merton, Columbia University). So und ähnlich reagierten Presse und Wirtschaftskollegen auf diese, zuerst in Englisch erschienenen Aufsätze. Nun erscheinen sie in einer vom Autor durchgesehenen Übersetzung. 31 Essays, die von einer selten großen Breite des Wissens, der Belesenheit und des Nachdenkens zeugen. Sie handeln von Demokratie und Dekadenz, analysieren Betrug in den Wissenschaften und die modernen Massenmedien, denken nach über Krieg und das Jahrhundert des Holocaust, doch auch die Musik, der Begriff des Schönen oder des Klassischen sind Gegenstände dieser oft gerühmten Prosa. Reflexionen voller Skepsis - mal ernst und äußerst polemisch, doch auch unterhaltend, immer aber aufregend. »Dieses Buch ist genau das, was es sich vorgenommen hat zu sein: in vielerlei Hinsicht provozierend: für die Gedanken, die Phantasie und das Gefühl« (Merton). Erwin Chargaff, dessen Leserschaft von Buch zu Buch zunimmt, erweist sich auch mit diesem neuen Werk als einer der anregendsten Publizisten in deutscher Sprache.
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Specificații

ISBN-13: 9783608934205
ISBN-10: 3608934200
Pagini: 288
Dimensiuni: 134 x 216 x 32 mm
Greutate: 0.42 kg
Editura: Klett-Cotta Verlag

Recenzii

»Hoffnung an den geraden Tagen Essays: Erwin Chargaff stellt ernste Fragen und will langsam gelesen werden Für einen großen Grantler könnte man ihn halten, besäße er nicht diesen ausgeprägten Sinn für Humor und Ironie, diesen Spaß an Witz und Sprache. Unverdrossen schleudert Erwin Chargaff seine Sprachblitze gegen die heutige Welt und ihre Sterblichen, denen er, soeben fünfundneunzig Jahre alt geworden, in seiner Wohnung im dreizehnten Stock am Central Park in New York fast entrückt erscheint. Doch macht ihn weniger das Alter zu einem Solitär als vielmehr die kompromisslose Kritik sowie eine heute - zumal unter Naturwissenschaftlern - nur noch selten anzutreffende Bildung. Der in Czernowitz geborene Chargaff, einer der Wegbereiter zur Aufdeckung der DNS-Doppelhelixstruktur, erscheint nicht nur geographisch emigriert: «Ich bin wahrscheinlich der einzige Biochemiker, der William Blake liest», behauptete er in gewohnter Zuspitzung erst kürzlich in einem Interview. Die neue Essay-Sammlung ist die überarbeitete Übersetzung eines Bandes, der schon in den achtziger Jahren im englischen Original herauskam. Sie besteht aus kleinen Versuchen über Begriffe, die Chargaff sich gelegentlich in einem Notizbuch zur späteren Bearbeitung vermerkt hatte. Als die «Serious Questions» damals übersetzt werden sollten, schrieb Chargaff statt dessen eine neue Folge, die als «Alphabetische Anschläge» veröffentlicht wurde. Jetzt wird auch der erste Teil auf Deutsch zugänglich und sein Alphabet um 31 Einträge erweitert. Ernste Themen sind fürwahr darunter: von Holocaust, Krieg und Tod handeln drei der Texte. Doch auch bei «Zauberflöte» findet sich kein altersschwaches Schwelgen in k.u.k.-Opernerinnerungen, sondern eine bissige Polemik gegen Forschungen der CIA auf dem Gebiet der Gehirnwäsche. Nein, heiteres, unbeschwertes Plaudern ist Chargaffs Sache wirklich nicht. «Die größte Traurigkeit, die schon an die große Niedergeschlagenheit grenzt, ist die Traurigkeit des Alterns.» Dass die «Tristitia», der er diese Reflexion widmet, zu den Todsünden zählt, mag Chargaff nicht begreifen. «Der Herbst der Seele muss nicht ihr Niedergang sein.» Die Trauer über Verlorenes ist Chargaff stets auch Antriebskraft gewesen, da sie mit der Hoffnung Hand in Hand geht. Zwar bezeichnet er sich als notorischen Pessimisten, als «Hausierer der Trübsal». Doch am Ende gibt sich Erwin Chargaff vor allem als ein großer Skeptiker, der eine unbestimmte Hoffnung nicht fahren lassen will, weder für das eigene Nachleben noch für die Rettung der hiesigen Welt. Begriffe im Säurebad «Welche Form die Rettung annehmen könnte - wer kann das sagen? Aber ich glaube, zumindest an den geraden Tagen des Monats, dass sie kommen wird.» Und sogar von wem sie zu erwarten ist, glaubt Chargaff zu wissen: von den Amateuren, den Unklassifizierbaren, die «der lächerlichen Ehrfurcht vor dem Spezialistentum» entsagen - notorisch Einzelne, Montaigne-Typen, die vor allem eine Fähigkeit besitzen: «die Unfähigkeit, Scheuklappen zu tragen». Am Ende kreisen die Gedanken des großen Scheuklappenverächters immer um die gleichen Grundmotive: den Kulturverfall und das hypertrophe Spezialistentum einschließlich der Überschätzung der Naturwissenschaften. Umso mehr erstaunt es, wie wenig redundant die Stücke sind. Ob die Stichwörter nun «Dekadenz», «Massenmedien» oder «Schwindel, in den Wissenschaften und anderswo» lauten: Stets zeigt Chargaff sich als fintenreicher Essayist, findet einen neuen Ansatzpunkt und unerwartete Wendungen. Er zerlegt die Begriffe wie ein Chemiker in immer neuen Versuchsanordnungen (vorzugsweise im Säurebad der Etymologie), um sie dann heftig reagieren zu lassen. Dabei ist dem Verehrer der Alchemie der Weg nicht minder wichtig als das Ziel, das wird in der Leseanweisung deutlich: «Es war ein langsam gewachsenes Buch und sollte langsam gelesen werden.» Chargaffs Texte sind keine radioaktiven Elemente: Sie kennen vorerst keine Halbwertszeit, und leider, so ist zu befürchten, kontaminieren sie ihre Umwelt nicht so schnell wie die binnen Wochenfrist verfallenden Produkte der Chargaff verhassten Werbetexter und PR-Agenturen, die dem «kategorischen Superlativ» gehorchen. Gleichwohl atmen die Texte eine Frische, die sich der Klarheit des Autors verdankt und in der Übertragung von Joachim Kalka nichts verloren hat. Auch wenn man einigen Stellen (bei Seitenhieben auf den «derzeit regierenden Opa», gemeint ist Ronald Reagan) den Entstehungskontext der achtziger Jahre anmerkt, wirken die Versuche niemals überholt, im Gegenteil. Chargaff kann es getrost mit Karl Kraus, seinem Lehrer in Sachen Sprache und Kritik, halten. Man müsse wohl warten, bis seine Texte veraltet seien: «Dann werden sie möglicherweise Aktualität erlangen.«Achim Bahnen (Literaturen, 01.11.2000)»Der Prophet aus New York, der übergangen wurde Erwin Chargaff bleibt sich und seinen Warnungen treu - ebenso wie der Biotechnologie Es kommt nicht alle Tage vor, dass ein amerikanischer Präsident sich der Weltfernsehöffentlichkeit im Oval Office als Gastgeber von Wissenschaftlern präsentiert. In diesem Sommer fand ein solches Treffen statt, als Bill Clinton die Fntschlüsselung der menschlichen Erbanlagen bekannt gab. Man darf vermuten, dass von den vielen Worten, die auf dieser mit viel Pathos inszenierten Veranstaltung gesprochen wurden, ein Satz einen alten Mann in New York besonders schmerzte: «Thank you, Dr. Watson», sagte Clinton zu dem Mann, der zusammen mit seinem Partner Francis Crick in den 50er-Jahren entdeckte, dass die Gene in der Form einer doppelten Spirale aufgereiht sind, Diese Entdeckung, für die die beiden später den Nobelpreis erhielten, geht wesentlich auf Überlegungen zurück, die Erwin Chargaff den damals noch unbekannten Studenten dargelegt hatte. Gleichwohl ging er damals wie auch später leer aus: Watson und Crick kennt jedes Schulkind, von Chargaff ist dagegen nur noch die Rede im Zusammenhang mit den Gefahren, die von der Bio- und Gentechnologie ausgehen. Diese Kränkung hat Chargaff, der im August 95 Jahre alt geworden ist, nie verwunden, und seine ehemaligen Kollegen halten sie ihm immer wieder vor, indem sie seine Kritik an der modernen Naturwissenschaft als Reflex eines Zukurzgekommenen abtun. In seinem neuesten Buch stellt Chargaff, wie es bereits im Titel heisst, «ernste Fragen» - in denen der in Wien geborene und später von Berlin über Paris nach New York emigrierte Wissenschaftler nicht mit der an seinem Lieblingsautor Karl Kraus geschulten Polemik geizt und häufig ins Schwarze trifft. So lohnt es sich beispielsweise, mit Chargaff einmal der Frage nachzugehen, woher das Wort «Forschung» in unseren modernen Gesellschaften seinen Zauberglanz bezieht, der nicht nur Millionen aus öffentlichen Geldsäckeln lockerzumachen vermag, sondern auch als Generalerklärung dient: Wenn also jemand fragt: «Was macht denn Ihr Sohn jetzt?», so ruft es nicht nur, wie Chargaff in einem seiner anekdotengespickten Essays berichtet, Respekt, sondern auch Zufriedenheit hervor, wenn die Antwort lautet: «Der ist in der Forschung.» Die Zusatzfrage nach der Art der Forschung sei, wie der Karl Kraus von New York erklärt, ebenso unerhört wie im Falle der Antwort «Mein Sohn ist Leichenbestatter» die Frage «Ach, welche Leichen bestattet er denn?» Die Unterschiede zwischen den beiden Fragen verflachen, wenn die Besonderheiten in der Forschung nivelliert werden und die wissenschaftliche Arbeit zum Job verkommt. Reichlich altmodisch, deshalb aber nicht falsch klingt da Chargaffs begeisterte Erinnerung an die Zeit der «grossen Wissenschaftsamateure» im viktorianischen England. Nicht Preise oder sonstiger Lorbeer trieben diese Forscher an, sondern der Wunsch nach Erkenntnis der Natur. Den heutigen Nachwuchswissenschaftlern werde dieser edle Drang dagegen durch die Konkurrenz im Grossforschungslabor und das Diktat festgelegter Forschungsziele vergällt. Unter diesem Fluch der Professionalisierung der Forschung gehe, wie Chargaff beklagt, auf der Seite der Wissenschaft die Fantasie und Kreativität verloren und auf der Seite der Moral die Verantwortung. Die Amateure, die in unserer Zeit der Wissenschaft so gescholten und verachtet werden, haben gegenüber den Profiforschern, die natürlich in jedem anderen Gebiet ausserhalb ihres eigenen auch wiederum Amateure sind, die grosse Stärke, Fragen stellen zu dürfen - beispielsweise die Frage, warum müssen wir das alles wissen? Diese einfache und recht naive Frage rührt indes ans System. Das weiss der erfahrene Naturwissenschaftler Chargaff und plädiert gerade deshalb ungerührt für eine Kürzung der Naturwissenschaftsetats. Das wäre dann der Anfang der Revolte gegen die Spezialisten, und die wird, wie Chargaff prophezeit, kommen, denn «mehr und mehr Menschen begreifen, dass es viel schlimmer als reine Unwissenheit ist, wenn man zur falschen Zeit die falschen Dinge weiss». Dass er auch mit seinem neuen Buch wahrscheinlich nur die erreichen wird, die gleich ihm den aktuellen Wissenschaftsbetrieb mit gehöriger Skepsis betrachten, ist Chargaff wohl bewusst. Das Rufen gibt der Prophet in der Wüste deshalb aber auch in seiner zehnten Lebensdekade nicht auf, und da muss man sich wohl bald fragen, ist er wirklich nur ein Nörgler oder nicht doch ein Optimist?«Andreas Brenner (Tages-Anzeiger, 16.10.2000)»Ernste Fragen Kulturkritik mit Erwin Chargaff Eine langsame Bewegung abwärts bestimmt dieses Buch, ein Sisyphos-Effekt gewissermaßen, den man als Leser mit Sympathie wahrnimmt. Oder, mit den Worten Nietzsches, des omipräsenten Stichwortgebers dieser Tage: ?Seit Copernikus rollt der Mensch aus dem Centrum ins x. ? Kulturpessimismus - würden die klugen Leute sagen, die erst mal ein Genre brauchen, damit sie bei der Lektüre nicht die Linie verlieren. Der Autor liefert durchaus Aspekte für eine solche Klassifizierung: ?Das Buch Hiob bleibt für mich eines der größten Gedichte, die je geschrieben wurden. ? Es lief auch in der Tat alles ein wenig merkwürdig mit diesem Buch von Erwin Chargaff. 1986 ist es in Amerika erschienen, als ?ABC of Sceptical Reflections?, nun erst hat es der Verlag Klett-Cotta als eine Art Geburtstagsgabe auf Deutsch herausgebracht - gestern ist Erwin Chargaff 95 geworden. Der amerikanische Verlag hatte damals Pleite gemacht: ?So wurden wenige Exemplare verkauft, keine einzige Anzeige ist mir zu Gesicht gekommen und keine einzige Rezension. Vom technischen Gesichtspunkt betrachtet war es hingegen ein schön gemachtes Buch. ? Ein Chemieprofessor, ein Genforscher, der sich Gedanken macht über den Zustand der Kultur - darüber, dass unsere Kultur ziemlich heruntergekommen ist. Das beginnt immer auf die gleiche Weise, mit dem Grübeln über Wörter, mit physischen Reaktionen auf Sätze und Sprüche. Der amerikanische Präsident zum Beispiel spricht von Demokratie - derjenige, der einst Landungstruppen auf eine winzige Karibikinsel sandte, wohlgemerkt - und Chargaff beginnt sich nach einer solchen Demokratie zu sehnen wie nach einer Wundermedizin gegen die Schwächen des Alters. ?So schlug ich in Keywords, dem ausgezeichneten Buch von Raymond Williams, nach, das den verschlungenen Wegen der Bedeutung wichtiger englischer Wörter durch die Jahrhunderte folgt. Das Wort ,Demokratie? stellte sich als besonders schlüpfrig und schlangengleich heraus. Wenn ich glaubte, ich hätte es erfaßt, entzog es sich mir mit der Agilität eines Aals und verschwand im trüben Tümpel des schamlosen Werbejargons. ? Die Skala der Schlüsselwörter, die Chargaff abhandelt, geht von Amateur bis Zauberflöte, über Forschung und Geschlechtsleben (der Grammatik!), Holocaust und Labyrinth, Mausoleum - ?der Name, den ich meinem neu angeschafften Computer gab, als ich in einem lebhaften Kampf mit ihm begriffen war? - und Quintessenz - ?wahrhaftig ein Wort zum verlieben?. Die Tonlage reicht vom melancholischen Kalauer - in der Tradition von Karl Kraus - bis zu mildem Sarkasmus und zu heftigem Zynismus, mit dem Chargaff auf die Exzesse der Zivilisation reagiert: ?Eine Portion Gefrorenes? überschreibt er seine Betrachtungen zur künstlichen Befruchtung, ausgehend von einer Meldung in der New York Times vom 11.  April 1984: ?Erstes Kind aus tiefgefrorenem Embryo geboren?. Viel gibt es, was einen verzweifeln lassen könnte, an dieser Welt, an ihrer Sprache. ?Bei all seiner großen Flexibilität ist das Englisch paradoxerweise eine rigide Sprache?, liest man - eine willkommene Abwechslung im lauten Rechtschreibreform-Gedudel heute: ?Es ist eine Sprache, in der sich ein Minimum an Gedanken am schnellsten und mit einem Minimum an Wissen mitteilen läßt . . . Deshalb ist das Englische die lingua franca der Wissenschaft, die allgemein gebrauchte Sprache in Politik und Wirtschaft. Wahrscheinlich haben noch nie in der Geschichte sich so viele Leute einer Sprache bedient, deren Literatur zu lesen ihnen völlig unmöglich ist. ? Mit diesem Satz wäre alles gesagt, ist das Dilemma benannt. Poesie kommt vor jeder Wissenschaft für Erwin Chargaff. Sein Buch kommt sehr, sehr spät, aber vielleicht hat die Zeitverschiebung ihm ganz gut getan - seine betuliche Ruhe lässt die Hektik der Diskussionen heute besonders aggressiv erscheinen. Man könnte das Buch lesen als das Werk eines Souffleurs des zwanzigsten Jahrhunderts.«Fritz Göttler (Süddeutsche Zeitung, 12.08.2000)