"Die Vergangenheit soll man in den Akten, die Zukunft im Kopf haben" (Talleyrand).Der Tönissteiner Kreis hat seine Akten aufgeblättert. Herausgekommen ist mit dieser Festschrift, die aus Anlass seines 50jährigen Jubiläums vorgelegt wird, ein Stück Zeitgeschichte. Sie beginnt nahe der Stunde Null. Zwar war 1958 schon das meiste von den Schuttbergen des Zweiten Weltkriegs weggeräumt. Konrad Adenauer hatte sich in der Frage der Westbindung bereits durchgesetzt. Ludwig Erhard hatte die Weichen in Richtung Soziale Marktwirtschaft schon eine Weile gestellt. Da wurden neue Kriegslasten entdeckt: In der Bundesrepublik fehlte es an Fachleuten, die - in fremden Sprachen und Kulturen erfahren - die nun angebotenen Stühle in den internationalen Organisationen und einer ins Ausland expandierenden Wirtschaft besetzen konnten. Sie konnten nur aus der jüngeren Generation kommen. In dieser Lage setzte sich ein kleiner Kreis aus den Spitzenverbänden der deutschen Wirtschaft zur Aufgabe, den notwendigen Nachwuchs auszubilden, junge Leute zu suchen und zu fördern, die in der Lage waren, die Interessen des Landes im internationalen Feld wahrzunehmen. Der kleine, abseits gelegene Ort in der Eifel, wo die erste Zusammenkunft stattfand, gab den Namen für die Neugründung. Der "Tönissteiner Kreis" war geboren. Was folgte, kann man durchaus eine Erfolgsgeschichte nennen. Ohne großes Aufheben zu machen, begannen Tönissteiner schon bald, Führungsaufgaben in internationalen Organisationen und deutschen Ministerien zu übernehmen, gingen für Deutschland auf diplomatische Mission, besetzten Lehrstühle an Hochschulen, nahmen Auslandsinteressen großer Firmen wahr und boten als Anwälte und Unternehmensberater spezialisierte Dienstleistungen an. Keine Seilschaft im banalen üblichen Sinn, die gemeinsam Platzvorteile beansprucht, sondern ein Kreis, in dem jeder das Gespräch über die eigenen Erfahrungsgrenzen hinaus mit den anderen sucht, verbunden durch das Ziel, dem eigenen Land und der internationalen Zusammenarbeit zu dienen.Mit den Bewegungen, die sich im Lauf eines halben Jahrhunderts im Umfeld ergeben haben, hat sich auch der Kreis gewandelt. Zwar tritt er nach wie vor dafür ein, das Land nach außen offen zu halten - in diesem Sinn steht er "für mehr Internationalität" - aber er geht nicht daran vorbei, auch neue Aufgaben zu übernehmen, wie unsere Zeit sie fordert. Er hat den Mut zur Veränderung, "hat die Zukunft im Kopf". Auch das steht in dieser Festschrift.