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Kulturelle Differenzen und kollektive Identitäten

Traducere de Ronald Voullie Autor Michel Wieviorka
de Limba Germană Hardback – 28 oct 2003
Seit etwa f¿nfzig Jahren erleben die westlichen Demokratien einen Aufschwung von Bewegungen, die nicht mehr die klassische soziale Frage, sondern kulturelle Differenzen in den Vordergrund stellen. Vermeintlich ¿nat¿rliche¿ Merkmale wie die ethnische, religi¿se, sexuelle oder ¿rassische¿ Zugeh¿rigkeit werden zum Ausgangspunkt selbst entworfener kollektiver Identit¿n. Anders als die Tradition des aufkl¿rischen Universalismus glaubte, l¿t die Entwicklung der Moderne nicht auf die Assimilation oder Absorption aller Besonderheiten hinaus. Die Neuerschaffung von Differenzen steht heute im Mittelpunkt der Arbeit der modernen Gesellschaften an sich selbst.Selbst innerhalb der modernsten Gesellschaften bleiben kulturelle Differenzen nicht nur erhalten, sondern sie vervielf¿igen, verst¿en und erfinden sich neu. Damit wird der strikte Gegensatz zwischen Universalismus und Partikularismus hinf¿ig. Mit dieser These im Gep¿ wirft Michel Wieviorka im ersten Teil seines Buches einen Blick zur¿ck auf die theoretischen und politischen Versuche, mit der Herausforderung der neuen kulturellen Differenzen fertigzuwerden: n¿ich auf die Kommunitarismus-Debatte einerseits und die multikulturalistische Politik andererseits. Kulturelle Vielfalt, wie sie der Multikulturalismus verstand, ¿elt einem bunten Flickenteppich scharf abgegrenzter, in sich homogener und erstarrter ethnischer Identit¿n. Ein solches Modell, meint Wieviorka, trifft f¿r unsere Gesellschaft gar nicht mehr zu; um wirksam zu sein, mu¿eine multikulturalistische Politik die Bev¿lkerungssegmente, die sie f¿rdern will, selbst definieren, identifizieren, nach ethnischen, religi¿sen oder rassischen Kriterien kategorisieren, also im Wortsinne ¿diskriminieren¿. Wo kulturelle Differenzen labil sind, sich mischen und neu konfigurieren, bedarf es eines anderen Modells. Wieviorka gibt deshalb der Vorstellung vermischter, mestizenhafter, hybrider Kulturen den Vorzug.Im zweiten Teil des Bandes entwirft der Autor eine Typologie der kulturellen Differenzen. Sein leitendes Prinzip ist dabei die idealtypische Unterscheidung zwischen einer Logik der Reproduktion ¿prim¿r¿ Differenzen und einer Logik der Konstruktion neuer oder erneuerter, also ¿sekund¿r¿ Differenzen. Im ersten Fall reklamieren die Akteure den Fortbestand einer gegebenen, tradierten Identit¿ Im zweiten Fall wird die Differenz von den Akteuren konstruiert, aus tradierten Elementen ¿zusammengebastelt¿ und frei gew¿t. Diese Neuerfindung von Traditionen untersucht Wieviorka am Beispiel der amerikanischen Schwarzen und der zweiten und dritten Generation der Migranten in Europa.Schlie¿ich entwickelt Wieviorka ein Modell, welches die Spannungen, denen sich jeder einzelne durch die kulturellen Differenzen ausgesetzt sieht, im geometrischen Bild eines Dreiecks veranschaulicht. Dessen drei Ecken sind die kollektive Identit¿ die moderne Individualit¿und die Subjektivit¿ In einer Demokratie schlie¿n sich die Bekundung einer kollektiven Identit¿und die individuelle politische Teilnahme am gesellschaftlichen Leben keineswegs aus. Allgemeines und Besonderes stehen sich nicht als bin¿ Opposition starr gegen¿ber, sondern spannen zusammen mit dem dritten Pol ¿ der Subjektivit¿¿ einen Raum auf, in dem jeder einzelne (im Idealfall) frei zirkulieren kann. Zwischen dem Extrem der totalen Assimilation und dem Extrem der totalen Einkapselung stehen dem einzelnen viele Positionen offen. Kulturelle Partikularismen k¿nnen dem Individuum die Kraft verschaffen, die es ben¿tigt, gegen Unterdr¿ckung Widerstand zu leisten, ein kollektives Trauma psychisch zu bearbeiten, eine Stigmatisierung umzuwerten ¿ mit einem Wort, zum Subjekt seiner Handlungen zu werden.
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Specificații

ISBN-13: 9783930908905
ISBN-10: 3930908905
Pagini: 245
Dimensiuni: 149 x 221 x 27 mm
Greutate: 0.47 kg
Editura: Hamburger Edition

Notă biografică

Michel Wieviorka, geb. 1946, ist Forschungsdirektor an der École des Hautes Études en Sciences sociales (EHESS) in Paris und leitet als Nachfolger Alain Touraines das Centre d'Analyse et Intervention Sociologiques. Seine Forschungen, insbesondere zu Rassismus und Gewalt, haben ihm internationale Anerkennung eingetragen. Er ist Gründer und Chefredakteur der Zeitschrift Le Monde des Débats.