Der vielerorts sichtbar werdende soziale, ökonomische und ökologische Strukturwandel, der von Ökonomen auch als Übergang in einen neuen Kondratieffzyklus beschrieben wird, deutet auf einen Paradigmenwechsel hin. Es wird davon ausgegangen, dass der Holismus und der Mensch als Ganzheit in diesem neuen Strukturzyklus eine zentrale Bedeutung bekommen werden. Zahlreiche Forscher aus unterschiedlichen Disziplinen sind sich darin einig, dass die Erweiterung des Bewusstseins und die damit zusammenhängende Entwicklung neuer geistig/denkender, seelisch/fühlender und körperlich/handelnder Kompetenzen zukünftig eine hervorzuhebende Rolle spielen wird, um als Akteur in der Gesellschaft und der Wirtschaft umfassend erfolgreich zu sein.Wird der Blick auf landwirtschaftliche Betriebe gerichtet, die eine Personen- und Ressourceneinheit aus Haushalt und Unternehmung bilden, ist zu beobachten, dass die Zahl dieser Betriebe kontinuierlich rückläufig ist. Statistische Angaben zur Rechtsform, zum Schwerpunkt oder zur regionalen Lage eines Landwirtschaftsbetriebs geben weder eindeutige Hinweise auf die Ursache dieser Problematik noch auf Aspekte, die den Erfolg eines landwirtschaftlichen Betriebs zukunftsorientiert besonders stark beeinflussen könnten.Das Ziel des durchgeführten Forschungsprojekts war es, Erfolgspotenziale landwirtschaftlicher Haushalts-Unternehmens-Komplexe als Ganzheit zu erfassen. Zur Beantwortung der Forschungsfragen wurden die Neue Haushaltstheorie, die Theorie des Haushalts-Unternehmens-Komplexes, die Systemtheorie, die Theorie Langer Konjunkturwellen und das Konzept der Ganzheit herangezogen. Unter Nutzung dieser Theorien wurde eine empirische Untersuchung aus holistischer Sicht durchgeführt. Mit der Methode der Grounded Theory, einem dieser Theorie zuzuordnenden Konzept-Indikator-Modell und der Verwendung eines Ganzheitsmodells als Bedingungsmatrix wurden 61 leitfadengestützte Experteninterviews mit als erfolgreich geltenden Betriebsleitern und Beratern in Deutschland und Österreich durchgeführt.Die erfassten Ergebnisse der empirischen Studie, die einen explorativen Charakter hat, verteilen sich auf fünf Schwerpunktbereiche eines landwirtschaftlichen Haushalts-Unternehmens-Komplexes: die betriebsführende Person, die Partnerschaft/Ehe, die Familie und den Haushalt, die Unternehmung und das regionale Betriebslebensumfeld. Diese Bereiche wurden nach Gesichtspunkten der Ganzheit zusätzlich in eine immaterielle und in eine materielle Ebene untergliedert. Die empirisch erfassten Erfolgspotenziale weisen darauf hin, dass die bewusste Persönlichkeitsentwicklung und das in Einklang gebrachte Denken, Fühlen und Handeln der Akteure landwirtschaftlicher Betriebe eine hervorzuhebende Bedeutung für den umfassenden Betriebserfolg hat. Wenngleich die immaterielle und die materielle Ebene eines landwirtschaftlichen Haushalts-Unternehmens-Komplexes bewusst als Ganzheit erfasst und gestaltet werden müssen, üben im Besonderen immaterielle Erfolgspotenziale einen dominierenden Einfluss auf die anhaltende Entfaltung eines Landwirtschaftsbetriebs aus. Zudem bestärken die empirisch belegten Thesen, dass es augenscheinlich Verbindungen zwischen metaphysisch geleiteten Prinzipien und dem Betriebserfolg gibt.Das vorliegende Werk soll einen Beitrag dazu leisten, einen entsprechenden wissenschaftlichen Diskurs über Haushalts-Unternehmens-Komplexe voranzubringen und das Bewusstsein für erfolgsbeeinflussende Aspekte kleiner Familienunternehmen als Ganzheit zu erweitern. Gerade die Betrachtung des Betriebs als Ganzheit spielt in diesem Zusammenhang eine zentrale Rolle. Auf diese Weise können die Ausführungen in dieser Arbeit zur Unterstützung weiterführender Erkenntnisse in Forschung und Lehre zum Themenfeld Betriebe als Ganzheit oder praxisnaher Begleitung eine Bereicherung sein.