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Männlichkeiten — Gemeinschaften — Nationen: Historische Studien zur Geschlechterordnung des Nationalen

Editat de Claudia Lenz
de Limba Germană Paperback – 30 apr 2003
Dabei begegnen sich in den Vorstellungen von mythischer Gemeinschaft heterogene Traditionen: Die Leitbilder eines guten, kollektiven Lebens ver­ binden sich mit totalitären, völkischen und nationalen Hypostasen. So kann Gemeinschaft etwa als idealtypische Form direkter Demokratie angerufen werden oder aber einer plebiszitären Ermächtigung eines autoritären (Führer­ )Staates durch die ,Volksgemeinschaft' dienen. Nach wie vor berufen sich moderne Gesellschaften auf das Volk als eine ,(transzendente) Einheit', um ihre Legitimität zu begründen. Daher ist es für ein Denken des Politischen wichtig, sich an einem Gemeinschaftsbegriff zu orientieren, der seine Desym­ bolisierung anstrebt und die machtgestützten Rituale der Identitätsstiftung zu 4 unterlaufen sucht. Gemeinschaft von Gleichen: Vertragstheoretische Modelle Das Denken einer ursprünglichen Gemeinschaft von Gleichen war bereits in vertragstheoretischen Begründungen des modernen Staates angelegt: Im Akt der ersten Übereinkunft spiegeln sich die Mitglieder der ,Gründungsgemein­ schaft' gegenseitig und mit der wechselseitigen Unterstellung gleicher Inter­ essen verfestigt sich eine Gemeinsamkeit, die den "Urvertrag" einer allgemei­ 5 nen Gesetzgebung stiften soll. Der blinde Fleck dieser vertragstheoretischen Deduktion ist jedoch, dass sie Subjekte voraussetzt, die alle gleich sein sollen. Eine solche staatstheoretische Denktradition mit ihren Forderungen nach ei­ ner homogenen Gemeinschaft konnte gerade in Deutschland in die problema­ tische Affirmation einer idealisierten "Überparteilichkeit" münden, die Aus­ einandersetzungen um soziale, geschlechtliche und religiöse Rechte im Na­ 6 men des nationalen Ganzen nachhaltig diskreditierte.
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Specificații

ISBN-13: 9783810035448
ISBN-10: 3810035440
Pagini: 156
Ilustrații: 150 S.
Greutate: 0.2 kg
Ediția:2003
Editura: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Colecția VS Verlag für Sozialwissenschaften
Locul publicării:Wiesbaden, Germany

Public țintă

Research

Cuprins

Zur Einleitung: Männlichkeiten, Gemeinschaften, Nationen. Historische Studien zur Geschlechterordnung des Nationalen.- ‚Der Mensch‘ der Philosophischen Anthropologie. Männlichkeit und kulturelle Hegemonie zwischen Weimarer Republik und Nationalsozialismus.- Nation und Geschlechterkonstruktion im spanischen Katholizismus am Beispiel Donoso Cortés (1809–1853).- Die unheroischen Männer einer moralischen Nation. Männlichkeit und Nation in der modernen niederländischen Geschichte.- Verwendungen der ‚Bauern-Gemeinschaft‘. Über Landbevölkerung, Männlichkeit und Nationalismus im schwedischsprachigen Finnland.- ‚Die Jungs in den Wäldern‘ und ‚Männer des Königs‘. Zwei Figuren der Erzählung von der norwegischen Nation im Widerstand.- Als Pioniere gemeinsam die Wildnis lichten. Erzählungen der deutsch-nationalen Auswanderung des 19. Jahrhunderts.- Autorinnen und Autoren.

Recenzii

"[...] neben [...] überragenden und überraschenden Erkundungen nationaler Mythen finden sich interessante Beiträge wie eine Dokumentation der Rezeption des spanischen Rechtskonservativen Alonso Cortes durch Carl Schmitt oder die Nationskonzeption in der deutschen Auswandererbewegung nach Cile im 19. Jahrhundert. Gepaart mit [...] überzeugenden Forschungen (u.a. zur schwedischsprachigen Minderheit in Finnland) ergibt sich ein sehr stimmiges, stringentes Gesamtkonzept, das einen schlaueren, um einige abskure Erkenntnisse reicheren Leser entlässt." www.literaturkritik.de, August 2003

Notă biografică

Claudia Lenz, Dr. phil., Politikwissenschaftlerin, Mitarbeiterin der Forschungsgruppe "Vergleichende Tradierungsforschung."

Textul de pe ultima copertă

Nationen- und Gemeinschaftsdiskurse korrespondieren mit nationalisierten Entwürfen von Männlichkeit und Weiblichkeit. Besonders an Männlichkeitsbildern lassen sich diejenigen Attribute erkennen, die auch für das jeweilige nationale Selbstverständnis von Bedeutung ist. Zudem kann die männerbündische Gemeinschaft der Patrioten, Staatsbürger oder Soldaten zum Inbegriff der idealen nationalen Gemeinschaft überhaupt werden. Historisch vergleichende Studien machen deutlich, dass sich von Nation zu Nation unterschiedliche Ideale von Männlichkeit als nationale Leitbilder durchsetzten. Zudem waren die nationalisierten Männlichkeitsdiskurse auch Felder, auf denen sich Kämpfe um soziale und politische Vorherrschaft abspielten. Die Beiträge des Buches beleuchten international vergleichend (u.a. am Beispiel der Niederlande, Finnlands und Norwegens) die Konstruktionen hegemonialer Männlichkeitsentwürfe in unterschiedlichen nationalen Kontexten und nehmen gleichzeitig ihre Verunsicherungen und Brüche in den Blick.