Geistliche Musik ist im 19. Jahrhundert nicht zuletzt auch religiöses Bekenntnis des Komponisten. Auf kaum einen anderen trifft dies mehr zu als auf Anton Bruckner (1824-1896). Bei der E-Moll-Messe lag dem Komponisten an einer Verschmelzung von Tradition und Gegenwart, einer Verbindung des alten Palestrina-Vokalstils mit musikalischen Ausdrucksmitteln seiner Zeit. Trotz des Rückgriffs auf die alten Vokaltechniken ist die Messe jedoch ein modernes Werk voller expressiver Kontraste. Demgegenüber gibt sich das 1867 entstandene Requiem in Es-Dur Op.84 von Joseph Gabriel Rheinberger (1839-1901) betont einfach, als echte kirchliche Gebrauchsmusik, freilich ebenfalls mit hohem künstlerischem Anspruch.