Wie verhält es sich eigentlich mit der These, es sei der deutschen Jugendbewegung primär um Selbsterziehung gegangen und sekundär um Sozialpädagogik? Wieviel Nietzsche war drin? Und wieviel Hitler? Oder steckte in dieser alten Flasche gar schon der Geist der 68er? Spannende Fragen - für ein spannendes Buch.Die Geschichte der deutschen Jugendbewegung kennt zahllose Mythen, beginnend mit der These, die auf Selbsterziehung à la Nietzsche abstellende Meißnerformel vom Oktober 1913 habe bis heute unverändert Gültigkeit; über die Auffassung, die Jugendbewegung habe mit Antisemitismus und Bellizismus nur am Rande zu tun gehabt, im Gegensatz zur Hitlerjugend; bis hin zu der Annahme, die Jugendbewegung habe nach dem Ersten Weltkrieg einen neuen, sozialpädagogisch relevanten Anfang genommen, der dann durch die Machtergreifung der Nazis zerschlagen worden sei; und endend in dem Befund, die 68er Studentenbewegung komme, so betrachtet folgerichtig, als ,zweite' Jugendbewegung in Betracht. Stoff genug also für dieses Buch, das an die Seite der kritischen Gesamtdarstellung "Die dunklen Seiten der Jugendbewegung. Vom Wandervogel zur Hitlerjugend (2013)" treten will.