Die Heilung des Blindgeborenen in Joh 9 ist vor dem Hintergrund der Gattung Drama eine spannende Geschichte, indem sie besonders den Charakter des Blindgeborenen in den Mittepunkt dieser Untersuchung stellt. Nach einer theoretischen Grundlegung im ersten Teil, wird im Hauptteil das Spezifische dieses Charakters durch einen dramen­ analytischen Zugang in sieben Szenen herausgestellt. Nach seiner Heilung durch Jesus kann der Blinde erstmals sehen. Erstaunlich dabei ist, dass er dann von Szene zu Szene eine prozessuale Entwicklung erlebt, die beeindruckt. Sein Handeln widerspiegelt den spannenden Reifungsprozess, wie er in der Nachfolge Jesu im Zusammenhang mit der Auseinandersetzung mit den Gegnern Jesu durchlaufen wird. Die Gegnerschaft besteht im jüdisch-religiösen Establishment der Pharisäer. Die johanneische Verallgemeinerung „die Juden" wird von der Autorin dieser Arbeit ausdrücklich abgelehnt und dekonstruiert, um nicht den judenfeindlichen Tendenzen im Johannesevangelium anzuhängen. Der Reifeprozess des Geheilten wird im dritten Teil dieser Arbeit mit anderen Nachfolgeprozessen im Johannesevangelium verglichen und in weiterer Folge für eine Nachfolgetypologie ausgewertet, um aktuelle Heraus­­­­­­­­forderungen der Nachfolge Jesu zu benennen und zu reflektieren.