Fast drei Jahrzehnte lang - 1949 bis 1977 - nahm Hermann Kunst als Bevollmchtigter des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Bonn die Interessen seiner Kirche in den staatlichen und politischen Institutionen der Bundesrepublik wahr. Er verteidigte die gesetzlich verankerten Privilegien der Kirche, gestaltete die Beziehungen zur DDR und bte Einfluss auf verschiedene Gesetzgebungsprojekte der Bundesregierung aus. Das Wirken dieses Kirchendiplomaten vollzog sich berwiegend auerhalb der ffentlichen Wahrnehmung und Kontrolle. Die hier von Dagmar Ppping prsentierten Lageberichte fr den Rat der EKD vermitteln erstmals detaillierte Aufschlsse ber die Sicht Hermann Kunsts auf das politische Zeitgeschehen. Es entsteht ein dichtes Bild der kleinen und groen politischen Ereignisse der Zeit, aber auch ein Eindruck von den Wahrnehmungsmustern des Berichterstatters, die vielfach reprsentativ fr einen konservativen evangelischen Kirchenmann dieser Jahre sind. Darber hinaus finden sich Hinweise auf die Netzwerke und politischen Visionen Kunsts sowie dessen so erfolgreich vertretenes Konzept von der Kirche als loyale Partnerin und moralische Sttze des Staates.