Nichts passiert

'Es sollte brennen. Überfließen. Es sollte soviel sein, daß man es verschwenden konnte. Daß man sich nicht dauernd ängstlich fragen mußte, wie lange es wohl reichen würde. - Sie öffnete die Augen und legte die Hände an die Wangen. Ihr Gesicht fühlte sich heiß an, und in ihrem Kopf drehte sich alles.' So, stellt Karen sich vor, müßte die Liebe sein. Doch es entwickelt sich etwas, das zunächst weder romantisch noch leidenschaftlich ist, sondern realistisch und ehrlich: eine sanft erotische Geschichte vor dem Hintergrund der jüngeren deutschen Vergangenheit, die sie und den Leser zwingt, unruhig zu werden. In ihrem 1996 erschienenen Roman über den Mord in einer Universitätsbibliothek (Carola Schmidt: 'Der Fall Heydemann') hat die Autorin gezeigt, daß ein Kriminalroman wirklich literarisch sein und in einer ausgewogen schönen Sprache geschrieben werden kann. Daß auch in ihrem vorliegenden Buch das Sprachliche überzeugt und diese Liebesgeschichte weit mehr ist als die Schilderung des Zusammentreffens zweier Menschen, die sich trotz innerer und äußerer Turbulenzen langsam aufeinander zubewegen, das ist das Besondere in 'Nichts passiert'.