Eine zierliche Person mit einer Papiermaske wurde in der New Yorker Subway, auf der Fifth Avenue, in einem Meeresaquarium, im Metropolitan Museum usw. gesichtet. Die Augen in die Ferne gerichtet, der Vollbart ergraut. Die Person ersuchte Passanten, sie mit ihrer Digitalkamerazu fotografieren. Des Rätsels Lösung: Olga Neuwirth durchstreifte in der Maske des 42-jährigen Herman Melville New York.Was fasziniert die österreichische Komponistin am amerikanischen Epiker, Verfasser des "Moby Dick"? Es ist u. a. die Kritik an Naturzerstörung und menschlicher Gier, wie sie der Waljäger Ahab verkörpert; die u¿berbordend facettenreiche Sprache, eine zerstörte Kindheit und die offene, bei Erscheinen 1851 in ihrer Modernität noch nicht erkannte Form des großen philosophischen Romans; und schließlich Melvilles lebenslange Position des heimatlosen Außenseiters. All dies und mehr floss in die Oper "The Outcast" ein, die sie in Manhattan komponierte. Während des wochenlangen Arbeitsprozesses entstand noch eine weitere Bildserie: Jeden Morgen und Abend fotografierte sich Olga Neuwirth in ihrem blauen Arbeiter-Overall, eine Stechkartenuhr hielt die exakten Arbeitszeiten fest."O Melville!" präsentiert die Bildserien nun in einem Buch - ein faszinierendes Crossover-Projekt zwischen Fotografie, Literatur und Musik. Es enthält Olga Neuwirths "Notizen zu Melvilles Universum" sowie weitere Beiträge von Melville-Kennern.