Man hrt, Bildung sei die zentrale Zukunfts-Ressource unserer Gesellschaft und Pdagogik daher eine Wissenschaft, die den faktischen Bildungsstand messen und seine realen Entwicklungsmglichkeiten prognostizieren und optimieren knne. Vergessen scheint, dass sich der Siegeszug moderner Pdagogik einer utopischen Kraft verdankt. Ihr Realismus besteht darin, das Unmgliche anzustreben.
Moderne Pdagogik konstituiert sich in einem unaufhebbaren Bezug zur absolut unwahrscheinlichen Idee einer vernnftigen und gerechten Gesellschaft von autonomen und freien Individuen, zu einer vllig unbekannt gewordenen Zukunft und zu einem Zgling, der trotz aller Forschung dahingehend fremd bleiben wird, dass niemand wei , was aus ihm werden kann. Pdagogik tritt an mit dem Versprechen, gegen die realen gesellschaftlichen Bedingungen gewendet den Individuen zu ihren eigensten Mglichkeiten zu verhelfen. Damit verstrickt sie sich in bis heute unlsbare Paradoxien, denn Erziehung schien von Beginn an zugleich notwendig und unmglich zu sein. Erst unter gegenwrtigen Theoriebedingungen und der Positivierung des Unbestimmten, des Nichtwissens, des Kontingenten, Unberechenbaren, Unplanbaren und Unentscheidbaren kann Pdagogik die Irreduzibilitt ihrer Aporetik anerkennen. Weil diese kein Makel mehr ist, kann man von ihr nun zu Recht als Wissenschaft des Unmglichen sprechen.
Die hier versammelten Beitrge artikulieren die durch diese Grenzerosionen und 'Negativitten' bedingten Herausforderungen fr die Erziehungswissenschaft und zeigen, dass das von der Pdagogik thematisierte "Unmgliche" gerade nicht als Gegenteil des Mglichen gelten kann. Es ist nicht identisch mit dem Unwirklichen, sondern als eine andere Mglichkeit des Mglichen zu verstehen. Ausdrcklich gegen die Hegemonie des aktuellen empiristischen Verstndnisses von Pdagogik gewendet wird damit ein Ausweg aus der gegenwrtigen Theoriekrise gesucht, die sich in einem Nicht-Denken und Verschwinden des Pdagogischen manifestiert. In diesem Sinne verstehen sich die Beitrge auch nicht nur als kritisch-dekonstruktive Diagnosen, sondern auch als theoriepolitische Interventionen.