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Piazza Oberdan

Autor Boris Pahor Traducere de Reginald Vospernik
de Limba Germană Paperback – noi 2008
Boris Pahor erzählt anhand der Geschichte des Platzes, der von den Italienern nach Guilielmo Oberdank benannt und von den Österreichern nach einem Attentatsplan gegen Kaiser Franz Joseph gehängt wurde, die Geschichte der Slowenen in Triest. In der k.u.k.-Zeit lebten Slowenen, Italiener und deutschsprachige Österreicher hier friedlich zusammen. Nach dem Anschluss der weltoffenen Stadt, die einer Vielfalt von Kulturen offen gegenüberstand, machte sich hier der Faschismus schon vor der Machtübernahme in Italien bemerkbar. Die Niederbrennung des slowenischen Kulturhauses blieb bis heute ungesühnt. Immer wieder dient die einst polyglotte Stadt, die im Einvernehmen mit dem slowenischen Hinterland auf dem Karst lebte, den Aufmärschen postfaschistischer Gruppen, Bersaglieri usw.; die slowenische Identität ist auf den ersten Blick nicht mehr zu spüren. Pahors Bestreben geht dahin, die Vielfalt der Kulturen in der Hafenstadt auch für die Zukunft in einem vereinten Europa zu erhalten.
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Specificații

ISBN-13: 9783902585240
ISBN-10: 3902585242
Pagini: 191
Dimensiuni: 136 x 210 x 20 mm
Greutate: 0.3 kg
Editura: Kitab Verlag

Recenzii

Als Kaiser Franz Joseph 1882 den k. u. k. Adriahafen Triest besuchte, wäre er um ein Haar Opfer eines Attentats geworden. Mit seinem Anschlag wollte Guglielmo Oberdan, ein begeisterter Anhänger der panitalienischen Bewegung, ein Zeichen gegen die Herrschaft der Habsburger setzen. Doch bereits vor der Ausführung wurde der junge Mann gefasst - und bald darauf gehenkt.Der Fall Oberdan ist für den slowenischen Autor Boris Pahor, Jahrgang 1913, in seinem neuen Buch Ausgangspunkt für seine Gedanken zum traurigen Schicksal der Slowenen. Denn Oberdans Tat hängt eng mit der besonderen Gemengelage der Bevölkerung in der deutsch-italienisch-slawischen Grenzregion um Triest zusammen. Viljem Oberdank, so lautete der richtige Name des Attentäters, war der uneheliche Sohn einer slowenischen Magd. Um der Geringschätzung der italienischen Triester zu entkommen, sagte er sich von seinen slowenischen Wurzeln los und "opferte" sich für Großitalien. Dieses Beispiel radikaler Selbstverleugnung, so Pahor, sei nicht untypisch für das Schicksal der kleinen slowenischen Volksgruppe, die von der Mehrheitsgesellschaft lange als Bauernkaste verachtet wurde und immer wieder um ihre Identität, ihre Rechte und ihre Sprache ringen musste.Ganz in der Nähe wuchs Pahor aufDer junge Oberdan/Oberdank jedenfalls machte posthum noch eine erstaunliche Karriere als Märtyrer der Bewegung. Die italienischen Nationalisten widmeten ihm nach dem Ersten Weltkrieg - Triest war nun tatsächlich italienisch - einen großen Platz in der Stadt, die "Piazza Oberdan". Um die Piazza hat Boris Pahor seinen Text angelegt, der einen Schicksalsort der Triester Slowenen aus unterschiedlichen Perspektiven in den Blick nimmt. Autobiographie, Kurzprosa, Tagebucheinträge, historische Dokumente und Dichterzitate werden zu einem Textgebilde collagiert, das keine durchgängige Erzählung aufweist und - auch durch den titelgebenden Platz - von fern an Döblins "Berlin Alexanderplatz" erinnert.Die Piazza Oberdan ist eng mit Boris Pahors eigenem Leben verknüpft. Ganz in der Nähe wuchs er auf und erlebte 1920 als kleiner Junge, wie italienische Faschisten dort das Kulturhaus der Slowenen unter dem Applaus der Menge niederbrannten. In der Schule war seine Muttersprache verboten. Fanatische Lehrer spuckten Schülern in den Mund, wenn sie es wagten, Slowenisch zu sprechen. Aus demselben Grund wurde einmal ein Mädchen an den Zöpfen im Klassenzimmer aufgehängt. Einrichtungen wurden systematisch zerstört, Bücher verbrannt, Namen zwangsitalianisiert. In den dreißiger und vierziger Jahren erreichte der Terror seinen Höhepunkt. Die junge slowenische Elite wurde in Schauprozessen eliminiert. Wieder stand die Piazza Oberdan im Zentrum des Geschehens. Direkt unter ihrem Pflaster war das Gestapo-Gefängnis, in dem man die Partisanen einkerkerte. Dort saß eine Zeitlang auch Pahor selbst ein, der in den Jahren davor Soldat des Mussolini-Staats in Libyen gewesen war.Für Pahor, ein Opfer gleich zweier Faschismen, war das Martyrium mit der Triester Haft längst nicht ausgestanden. Anfang 1944 wurde er nacheinander in mehrere deutsche Konzentrationslager verschleppt. Seine Odyssee hat er in dem überragenden Erinnerungsroman "Nekropolis" (1967) beschrieben - einem Buch, das dem Vergleich mit den Werken von Ruth Klüger, Primo Levi oder Imre Kertész auch dank seiner sprachlich fein gewirkten Komposition standhält. Nicht einmal in der fanatisch durchorganisierten Welt der Lager fand sich übrigens der Häftling in der rechten Kategorie wieder: auf seinem gestreiften Häftlingsanzug war ein "I" für Italiener angebracht. Den konfliktreichen Wiedereintritt ins ,normale' Leben schildert der Roman "Der Kampf mit dem Frühling". Aus der Beziehung zu einer französischen Krankenschwester schöpft ein ehemaliger KZ-Häftling, ein Alter Ego des Autors, die Energie für ein neues Leben und plant trotz vieler Schwierigkeiten die Rückkehr in die Heimatstadt Triest.Hindernisse bei der RezeptionDer Rezeption von Pahors Werk standen Jahrzehnte lang Hindernisse entgegen. In Jugoslawien wollte man seine Kritik an den Auswüchsen des Partisanentums und seine Forderungen nach mehr Autonomie für die Slowenen nicht hören. In Italien hat man es bis heute vermieden, sich mit dem faschistischen Terror gegen die Slowenen auseinanderzusetzen. Bis heute heißen dort Plätze und Straßen nach dem Attentäter Oberdan. Immerhin liegen inzwischen doch ein paar Bücher des heute fünfundneunzig Jahre alten Triesters Pahor auf Italienisch vor. Im Westen muss es wohl schlicht und einfach lange am Interesse an Übersetzungen aus der Minderheitensprache Slowenisch gemangelt haben. Erst 1990 wurde "Nekropolis" ins Französische, 1995 ins Englische und 2001 ins Deutsche übertragen.Erfreulich, dass ein österreichischer Verlag das Gesamtwerk nun ganz neu ins Deutsche übertragen will. Judith Leister, FAZ 5.6.2009