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Politik und Gedächtnis: Zur Soziologie funktionaler Kultivierung von Erinnerung

Cu Julia Kölsch
de Limba Germană Paperback – 30 oct 2000
Das Thema 'Umgang mit der (NS-) Vergangenheit' ist in diesen Tagen wieder einmal von trauriger Aktualität: Die Art und Weise, wie diese Gesellschaft, die Politik auf z. B. Rechtsextremismus reagiert oder nicht reagiert, ist auch ein Er­ gebnis der seit 55 Jahren andauernden Vergangenheitsaneignung und der daraus entstandenen Sem antiken und funktional kultivierten Formen der Erinnerung an 'Auschwitz'. Die offensichtliche Hilflosigkeit angesichts solcher Themen mag auch damit zu tun haben, daß 'Auschwitz' in eben diesen 'Erinnerungsformen' mittlerweile eine Metapher geworden ist, ein abrufbares Bild wie jedes andere. Nachzuzeichnen, daß die aus der Vergangenheitsaneignung entstandenen Seman­ tiken Auswirkungen auftagespolitische Themen haben, und nicht zuletzt aufunse­ re eigene Lebensgeschichte, und keineswegs nur (noch) ein Thema nimmermüder Gedenkrhetoriker sind, ist u. a. Gegenstand dieses Buches. Es versteht sich des­ halb auch als Aufforderung, nicht nur die theoretischen Argumente zu bewerten, sondern die Entwicklung und Funktion von Latenzen und Semantiken in der eige­ nen erlebten Zeitgeschichte nachzuvollziehen. Denn vielleicht ist mittlerweile weniger unsere "schwierige" Geschichte das Problem, als das, was aus ihr in den Formen kultivierter Erinnerung geworden ist. Die Arbeit wurde 1999 von der Philosophischen Fakultät der Westfälischen­ Wilhelms-Universität Münster unter dem Titel Worüber man (nicht) reden sol/.
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Specificații

ISBN-13: 9783531135762
ISBN-10: 3531135767
Pagini: 288
Ilustrații: 271 S. 3 Abb.
Dimensiuni: 152 x 229 x 14 mm
Greutate: 0.37 kg
Ediția:2000
Editura: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Colecția VS Verlag für Sozialwissenschaften
Locul publicării:Wiesbaden, Germany

Public țintă

Research

Cuprins

1 Im Focus: Vergangenheitsbewältigung.- 1.1 Forschungsstand.- 2 Theoretischer Zugang.- 2.1 Der Begriff tabu und seine Grenzen.- 2.2 Komplexität und funktionale Differenzierung als Hauptmerkmale moderner Gesellschaften.- 2.3 Gedächtnis.- 2.4 Politische Öffentlichkeit.- 3 Wie Latenzbereiche entstehen können.- 3.1 Entnazifizierung in Deutschland nach 1945: ein vorläufiges „Ende der Geschichte“?.- 3.2 Leitmotiv der Nachkriegsdiskussion: Die Kollektivschuldthese.- 4 Umgang mit der Vergangenheit.- 4.1 Zwischen Bewältigung und Aneignung.- 4.2 Vergangenheitsinterpretation und politisches Zeitklima.- 4.3 „Die Deutschen werden uns Auschwitz nie verzeihen“: Vergangenheitsaneignung und Antisemitismus.- 5 Institutionalisierte Erinnerung.- 5.1 Politische Gedenktage in der Bundesrepublik.- 6 Zum Ende: Auf dem Weg ins Vergessen? Ein Zirkelschluß.

Notă biografică

Dr. Julia Kölsch ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Fachhochschule Dortmund und Lehrbeauftragte an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.

Textul de pe ultima copertă

Brauchen wir die Erinnerung an Auschwitz? Und wenn ja, welche Formen des Gedenkens wären angemessen? Verfügen moderne Gesellschaften überhaupt über ein kollektives Gedächtnis? Das National- und Geschichtsbewußtsein der Deutschen hängt maßgeblich von ihrem Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit ab. Die Frage nach einem angemessenen Umgang mit dieser Vergangenheit ist deshalb so alt wie die Bundesrepublik und das öffentliche Gedenken an den Holocaust ist der tragende Pfeiler deutscher Gedächtnispolitik. Oft genug hat das öffentliche Gedenken und Erinnern an den Holocaust Debatten, Skandale, Mißverständnisse und Peinlichkeiten produziert, die sich vermeintlichen "Sprachregelungen", Tabus und Instrumentalisierungen verdanken sollen. Die Autorin rollt die Geschichte der deutschen Gedächtnispolitik seit 1945 dagegen neu auf: nicht Tabus, sondern Semantiken, die sich den Funktionsbedürfnissen des politischen Systems anpassen, regeln den Umgang mit unserer "schwierigen" Geschichte, so die These in diesem Band, der versucht, die Theorie autopoietischer sozialer Systeme für eine aktuelle Fragestellung nutzbar zu machen. Die Konsequenzen sind erheblich: nicht nur stehen Erinnerungskonzepte zur Disposition, sondern die Gegenwärtigkeit aller Aneignung der Vergangenheit unter funktionalen Bedingungen berührt das politische Selbstverständnis der Bundesrepublik selbst dort, wo man es vielleicht nicht vermutet, sicher aber nicht kommuniziert. Die Frage nach einem "kollektiven" Gedächtnis, in dem der Holocaust einen Platz hat, muß dann ebenso neu gestellt werden, wie das Verhältnis von Politik und Gedächtnis, die Bedingungen, unter denen moderne Gesellschaften ihre Vergangenheiten überhaupt antizipieren, neu ausgelotet werden müssen.

Caracteristici

Vergangenheitsbewältigung: Tabu, Notwendigkeit oder lästige Pflicht