Die Entwicklung zuverlässiger mechatronischer Systeme stellt auf Grund ihrer komplexen Struktur und der notwendigen interdisziplinarischen Zusammenarbeit eine große Herausforderung für Unternehmen dar. Defizite in mechatronischen Systemen, welche erst in der Nutzungsphase erkannt werden, sind oft auf unvollständige Datenbasen, mangelhafter Synchronisation von beteiligten Fachdisziplinen sowie lückenhafter Verwendung von Zuverlässigkeitsmethoden über den Produktlebenszyklus zurückzuführen.Der PromeSys-Forschungsansatz begegnet dieser Herausforderung mit einem Konzept, welches zuverlässigkeitsrelevante Informationen entlang des Produktlebenszyklus eines mechatronischen Systems analysieren, beschreiben sowie über ein dazugehöriges Datenmodell anforderungsgerecht gestalten kann.Im Rahmen des Verbundprojektes wurde dazu ein Konzept entwickelt, das es bereits in den frühen Phasen der Produktentwicklung erlaubt, zuverlässigkeitsrelevante Daten zu erheben und kontinuierlich über den Produktlebenszyklus betrachten zu können. Es besteht aus einem prozesskettenorientierten und methodengestützten Regelkreismodell, welches das Vorgehen zur Verbesserung der Zuverlässigkeit mechatronischer Systeme näher beschreibt und einem Datenmodell, das die Datensammlung und Datensynchronisation über den Produktlebenszyklus ermöglicht. Der prozesskettenorientierte Regelkreis wird kontinuierlich über den gesamten Produktlebenszyklus über definierte Haltepunkte der Prozesskette angesteuert. Dieser Regelkreis beschreibt die Vorgehensweise von der Aufnahme, Aufbereitung und Bewertung von Zuverlässigkeitsdaten mit Hilfe eines Methodenbaukastens bis hin zur Überführung der Daten in das Gesamtmodell des mechatronischen Systems, nachfolgend auch als Produktsystem bezeichnet. Das entwickelte Datenmodell dient zur einheitlichen Beschreibung mechatronischer Systeme. Die Modellierung des Produktsystems erfolgt über notwendige Daten und Informationen zu relevanten Anforderungen, Funktionen, Komponenten, Prozessen sowie deren Zusammenwirken.Die konzeptionellen Ansätze wurden prototypisch in einer informationstechnischen Lösung, d.h. einer webbasierten Anwendung (PromeSys-Portal), implementiert. Das entwickelte PromeSys-Portal ermöglicht den Nutzern die Modellierung mechatronischer Systeme und die transparente Darstellung der Systemelemente sowie deren Verknüpfungen. Durch die Verwendung eines gemeinsamen Datenmodells können Informationen aus einer spezifischen Nutzersicht dem Portal hinzugefügt und in der jeweiligen Sicht anderer Nutzer bereitgestellt werden. Zudem wird die Entwicklung des mechatronischen Systems über die Prozesskette nachvollziehbar festgehalten und Entwicklungsstände zu den definierten Haltepunkten rechtssicher archiviert. Dabei werden die firmenspezifischen Daten besonders geschützt. Die Anwendung des Prototyps zeigte, dass die visualisierte Darstellung der Abhängigkeiten in dem mechatronischen System die Zuverlässigkeitsanalyse erleichterte und die Transparenz für das Gesamtsystem erhöhte. Weiterhin gibt das PromeSys-Portal Hinweise, an welcher Stelle des Produktlebenszyklus Methoden zur Steigerung der Zuverlässigkeit mechatronischer Systeme effektiv eingesetzt werden können.