Die Dissertation widmet sich der Untersuchung des Frühstadiums der Lochkorrosion hochlegierter Stähle mit Hilfe des elektrochemischen Rauschens. Von besonderem Interesse ist hierbei der Übergang von der Phase der metastabilen Lochkeimbildung zum stabilen Lochwachstum in Abhängigkeit von der Temperatur. Am Beispiel des Werkstoffs X1NiCrMoN25-20-5 (1.4539) wird das Rauschverhalten in einer Standardprüflösung (FeCl3-Lösung) in unkritischen und kritischen Temperaturbereichen detailliert untersucht. Dabei kommt die Methode der Stromrauschmessung ohne Außenschaltung mittels Null-Widerstandsamperemetrie zur Anwendung, bei der zwei makroskopisch gleichartige Proben verwendet werden. Anhand verschiedener statistischer Auswerteverfahren, Einzeltransientenanalysen, erweiterter Zeit-Frequenz- Analyse auf der Basis von Wavelets und der Ladungsbestimmung aus Stromrauschsignalen ist eine Unterscheidung der verschiedenen Phasen der Lochkorrosion möglich. Es eröffnet sich damit die Gelegenheit für eine objektive und reproduzierbare Einschätzung von Werkstoffen, Werkstoffzuständen, Medien oder konstruktiven Unterschieden hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf das Korrosionsverhalten. Es wird ein Methodik zur Bestimmung kritischer Lochkorrosionstemperaturen spezifiziert, die die herkömmliche Bestimmung kritischer Lochkorrosionstemperaturen hinsichtlich Prüfzeit, Genauigkeit, Reproduzierbarkeit und Aussagekraft übertrifft. An ausgewählten Beispielen wird die Anwendbarkeit der erarbeiteten Erkenntnisse gezeigt und allgemeine Schlussfolgerungen zur innovativen Korrosionsprüfung auf der Basis elektrochemischer Rauschmessungen gezogen.