Ab Januar 2005 sind Unternehmen, deren Wertpapiere zum Handel an einem geregelten Markt in einem beliebigen Mitgliedsstaat der EU zugelassen sind, zur Erstellung ihres Konzernabschlusses nach den International Financial Reporting Standards (IFRS) verpflichtet. Nicht kapitalmarktorientierte Konzerne erhalten ein Wahlrecht, die IFRS anzuwenden. Gesetzgeberische Impulse der Bundesregierung aus EU-Vorgaben werden bewirken, dass das Deutsche Bilanzrecht in Richtung internationaler Rechnungslegung fortentwickelt wird. Mit der handelsrechtlichen und internationalen Rechnungslegung sind unterschiedliche Philosophien verbunden. Während im Handelsrecht der Gläubigerschutzgedanke vorherrscht, stellen die IFRS die Informationsfunktion des Jahresabschlusses in den Vordergrund. Hierdurch kommt es zu dem Effekt, dass nach IFRS teilweise im handelsrechtlichen Sinne nicht realisierte Gewinne bereits ausgewiesen werden. Zwar wird in Deutschland der Jahresabschluss für die Zahlungsbemessung (Steuern, Ausschüttungen) weiterhin nach den Vorgaben des HGB zu erstellen sein, es ist den Unternehmen jedoch freigestellt, einen zusätzlichen Einzelabschluss nach den IFRS zur Offenlegung aufzustellen. Von dieser Möglichkeit werden neben den nach IFRS bilanzierenden Baukonzernen und konzernverbundenen Mittelständlern voraussichtlich vermehrt auch andere größere mittelständische Bauunternehmen Gebrauch machen, nicht zuletzt wegen des extremen Ertrags- und Erwartungsdrucks ihrer Banken.Bisher gab es keine Veröffentlichung, in der die Unterschiede in den Rechnungslegungssystemen nach HGB und IFRS unter Berücksichtigung der besonderen Produktionsbedingungen für Bauunternehmen systematisch und umfassend dargelegt werden. Es ist jedoch von hoher Relevanz und außerordentlichem Interesse, die Unterschiede im Jahresabschluss nach HGB und IRFS transparent zu machen, die unterschiedlichen Gestaltungsmöglichkeiten speziell für Bauunternehmen herauszuarbeiten und Konzepte und Arbeitshilfen zu entwickeln. Hier setzt die Arbeit von Pähz an. Bei der Untersuchung stehen die Themenkomplexe langfristige Fertigung, Anzahlungen, Nachträge und Arbeitsgemeinschaften im Mittelpunkt analytischer Bewertungen und praxisrelevanter Hinweise.Die Vorschriften der Rechnungslegungssysteme werden kritisch im Kontext von Baubetriebslehre und Baurecht hinterfragt, darüber hinaus wird analysiert, ob und wie die zur Bilanzierung nach IFRS benötigten Daten, insbesondere die zur Bewertung des Leistungsstandes, vom baubetrieblichen Rechnungswesen verlässlich bereitgestellt werden können. Die Autorin arbeitet heraus, dass in den handelsrechtlichen Regelungen des HGB Wahlrechte bestehen, mit denen sich der Ausweis der jährlich erbrachten Bauleistung beeinflussen lässt. Die Rechnungslegung nach IFRS stellt zwar höhere Anforderungen an das Projektcontrolling, ermöglicht aber über die Gewinnrealisierung nach Fertigstellungsgrad unfertiger Bauten und höhere Vermögensbewertungen teils einmalig und teils dauerhaft höhere Eigenkapital- und Gewinnausweise und hat damit eine indirekte Auswirkung auf das Unternehmensrating.Mit ihrer Arbeit bietet Pähz umfassende Entscheidungs- und Arbeitshilfen für eine strategische Gestaltung der Rechnungslegung für Bauunternehmen. Die vorliegende Untersuchung erfüllt die Ansprüche von Bauingenieuren und Betriebswirten, da sie erstmalig interdisziplinäres Wissen verbindet und ein geschlossenes Konzept für die Erfassung der Besonderheiten der Bauproduktion im Jahresabschluss nach IFRS liefert. Die Arbeit zeigt, wie wichtig es ist, dass sich Bauingenieure, die die Produktionsbedingungen der Bauwirtschaft genau kennen, mit dem Themenfeld Bilanzierung auseinandersetzen.Universitätsprofessor Dr.-Ing. Rainard Osebold