Globale Produktentwicklungen befinden sich in einem Spannungsfeld zwischen einerseits fest definierten, strukturierten Prozessen in der Datenverarbeitung und andererseits offenen, flexiblen Kommunikationsprozessen. Kommunikation ist ein wertvolles Instrument für Unternehmen, um Informationen und Wissens produktiv zu gestalten. Herkömmliche Prozess- und Projektmanagementmethoden scheitern daran, dynamische Abläufe, wie die Kommunikation in globalen Teams, in einem vordefinierten Schema abzubilden, denn Kommunikation emergiert während der Teamarbeit.Eine im Rahmen dieser Dissertation durchgeführte empirische Untersuchung in der Automobilindustrie zeigt, dass es bis dato keine Möglichkeit gibt, Gespräche unter verteilten Experten formalisiert am Produkt im Produktentwicklungsprozess zu nutzen. Die Abbildung von notwendigen (virtuellen) Abstimmungsprozessen unterbleibt. Es kommt zu Inkonsistenzen im verteilten Arbeitsprozess und in den Arbeitsergebnissen.In dieser Dissertation wurde der Prozess eines annotationsgestützten Kommunikationsaustauschs am technischen Produkt entwickelt. Die team- respektive standortübergreifende Vernetzung der Akteure erfolgt durch die Zuordnung und Verteilung der gesprächsverknüpfenden technischen Bedeutung am Produkt über Annotationen. Über die Semantik der Annotationen, werden Textbeiträge aus diversen Quellsystemen in den Annotationsaustauschprozess integriert und über die Semantik der Annotationsinhalt interpretierbar. Die Integration aller Annotationen ins Geometriemodell ermöglicht eine Rekapitulation von technischen Gesprächen aus dem sozialen Kontext heraus. Die Verknüpfung des sozialen Kontexts des Gesprächs mit dem technischen Sachverhalt in der textbasierten Diskussion erfolgt über Schlüsselbegriffe der Kontextinformationsplattform, die im CAD-System auswählbar sind. Arbeitsbegleitend entsteht durch den Mechanismus des Annotationsaustauschs ein soziales Netzwerk, das sich selbst reguliert.Ziel dieser Dissertation ist es Experten über semantische Annotationen am Geometriemodell miteinander zu vernetzten. Der entwickelte Prozess unterstützt bei der Entscheidungsfindung und archiviert produktentwicklungsrelevante Gespräche direkt am technischen Produkt. Gewonnene Informationen über die Kommunikationsstrukturen können strategisch sinnvoll für weitere globale Projekte genutzt werden.