Dass Wasser ihr Element ist, hat Julia Baier schon mit Ihren Bildern aus Schwimmbädern in Deutschland und anderen europäischen Ländern gezeigt. Für Ihre Serie "Die äffentliche Badeanstalt" wurde sie 2003 mit dem renommierten BFF-Färderpreis ausgezeichnet. Für ihr neues Projekt ist Julia Baier tief in die japanische Badekultur eingetaucht und präsentiert in diesem Buch einzigartige Ansichten aus dem Sento, dem traditionellen japanischen Badehaus. Das Sento ist ein versteckter, intimer Ort. Nicht um zu schwimmen, kommen die Besucher, sondern um sich zu waschen, zu reinigen und zu entspannen. Denn neben der Kärperpflege hat das Baden in Japan auch eine tiefe spirituelle Bedeutung. Die Tradition des Sento geht auf eine Zeit zurück, in der die Wohnungen nicht über Badezimmer verfügten. Man besuchte äffentliche Waschhäuser, die es zahlreich und häufig in unmittelbarer Nachbarschaft gab. Bis heute haben sich viele dieser Sentos erhalten: Die Duschen zuhause ersetzen offenbar nicht vollständig das wohltuende Bad in gemeinschaftlicher Runde. Man kennt sich, trifft sich für eine Stunde beim Waschen und pflegt den nachbarschaftlichen Kontakt. In den Sentos scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Sie sind vielfach immer noch in Familienbesitz, die Atmosphäre ist von nostalgischem Charme geprägt. Doch sind viele der Badehäuser baufällig und wie die traditionellen Stadtteile, in denen sie stehen, vom Abriss bedroht. "Auch andere Fotografen haben Bücher über das Sento veräffentlicht," schreibt Yoshinori Nomura in seinem Vorwort, "doch niemand hat es vermocht, die vorübergehende Selbstvergessenheit von Leib und Seele so offen einzufangen. Ich glaube, es liegt daran, dass Julias Seele geschmeidig und klar wie Wasser ist. Denn Wasser ist ihr Element."