Über chrisliche Heilige zu sprechen, unter deren Schar die Märtyrer eine exponierte Stellung einnehmen, erscheint in der Gegenwartsgesellschaft als unzeitgemäßer Anachronismus und erst auf den zweiten Blick als ein vielschichtiges Thema. Vor dem Hintergrund der Kirchenverfolgungen im 20. Jahrhundert regt es an zu fragen, wo die Ursachen der Stärke und geistlichen Größe von Menschen lagen, die wie... mehr Über chrisliche Heilige zu sprechen, unter deren Schar die Märtyrer eine exponierte Stellung einnehmen, erscheint in der Gegenwartsgesellschaft als unzeitgemäßer Anachronismus und erst auf den zweiten Blick als ein vielschichtiges Thema. Vor dem Hintergrund der Kirchenverfolgungen im 20. Jahrhundert regt es an zu fragen, wo die Ursachen der Stärke und geistlichen Größe von Menschen lagen, die wie die Märtyrer und Bekenner der Russischen Orthodoxen Kirche trotz Verfolgung und widriger Umstände ihr christliches Ethos nicht verraten haben.

Wo lagen die Ursachen des Vorgehens einer Staatsmacht gegen ihr gläubiges Volk, deren vorrangige Aufgabe nach Sturz der russischen Monarchie darin bestand, die Religionen zu vernichten, ohne jedoch die religiösen Bedürfnisse der Menschen durch einen säkularisierten ersatz bfriedegen zu können? Waren sie allein in der tragischen Anbindung der Kirchen an die Monarchie zu suchen? Lag es am geistlichen Stand, der auf Fragen und Wünsche der Menschen ignorant reagierte, während er sich auf seinem Bildungsvorsprung und der Unmündigkeit der Gläubigen ausruhte? Lag es an der mangelnden Toleranz, mit der die Kirche auf andersgläubige Christen und Anhänger anderer religionen reagierte sowie ihrer Unaufgeschlossenheit gegenüber kritischen Stimmen der Intelligenz?

Ein breites Unbehagen beendete den Dornröschenschlaf, um der hereinbrechenden Tragödie stattzugeben, als jeglisches vernunftorientiertes Handeln zu spät kam.

Die im vorliegenden Band vorgestellte kleine Auswahl an Lebensbeschreibungen von Menschen, die unter gezielten Verfolgungen aus Glaubensgründen gelitten haben, mag zur Erhellung mancher Fragen an die Geschichte beitragen und wirft erneut einen tiefen Schatten auf das methodische Vorgehen eines Kadersystems gegen sein Volk.