Bilder - in Medien, Literatur, Sprache, Deutschdidaktik
Autor Ingelore Oomen-Welke, Gerhard Birkhofer, Michael Staiger, Ulf Abrahamde Limba Germană Paperback – 23 iul 2012
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Specificații
ISBN-13: 9783126880503
ISBN-10: 3126880509
Pagini: 279
Dimensiuni: 149 x 208 x 23 mm
Greutate: 0.53 kg
Editura: Fillibach bei Klett Sprac
ISBN-10: 3126880509
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Cuprins
InhaltINGELORE OOMEN-WELKE & MICHAEL STAIGERÜber Bilder. Zur EinleitungI Bilder bildenGERHARD BIRKHOFERReiz und Empfindung - Die Sprache der FarbenPETER CHRISTOPH KERN(Ab) Wann sind Bilder komisch? Ein kleines SemiotikumI I Bilder erzählenMICHAEL STAIGERBilder erzählen. Zum Umgang mit visueller Narrativität im DeutschunterrichtTATJANA JESCH,Graphic Novel' - Überlegungen zum ästhetischen Potenzial eines noch jungen GenresKLAUS MAIWALDSinnlichkeit und Sinn. Eine Werbung für medienkulturelle BildungJOACHIM PFEIFFERDie Macht der Bilder. Zur Filmsprache Ingmar BergmansULF ABRAHAM & MATTHIS KEPSERFilme beschreiben im Deutschunterricht - Audiodeskriptionen und Untertitel für HörgeschädigteI I I Bilder interpretierenALFRED HOLZBRECHERLesarten generieren.Zur Hermeneutik der Kinder- und JugendfotografieRUDOLF DENK"Dies Bildnis ist bezaubernd schön". Zur Semiotik von "Bildnissen" in ausgewählten TheaterszenenHOLGER RUDLOFF"Über erschlagene Menschen zu jauchzen, ist grausam und Sünde!" - Notizen zur Odyssee des Homer im Zusammenhang miteiner dokumentarischen Fotografie im Mai des Jahres 2011IV Schrift-BilderTHOMAS HEYLSelbstbeschreibungenEBERHARD BRÜGELEntwicklung der Schrift bis zum Schuleintritt - Phasen und kultureller EinflussPETRA GRETSCHHand - Schrift - BildANDREAS LUTZBildlichkeit von Schrift - Zeitungsköpfe als dynamische Einheit von Information und BotschaftMICHAEL KLANTUN MOMENTO DI FELICITÀ - Eine Flugaktion über der Lagune von VenedigV Mit Bi ldern lernenINGELORE OOMEN-WELKEDurch Bilder die Welt erfassen: Bildwortschatz - Sprachwortschatz in Deutsch als Erst- und ZweitspracheTHORSTEN ROELCKEDer Beitrag von Text und Bild zur Konstituierung von Fachwortschatz. Eine exemplarische Studie zur terminologischenGrundsatznorm DIN 2330ROLF PLÖTZNER, RICHARD LOWE, SABINE SCHLAG& Michael StaigerBilder umgeben uns, prägen unser Leben und Lernen. Sie sind Ausdruck oder Abbildung einer Realität oder deren Spiegelung, sie spielen mit Farben und Formen und präsentieren so in der Welt Vorhandenes oder gerade nicht Vorhandenes, Vereinbares und Unvereinbares, Gegenständliches und Abstraktes, Reales und Fiktionales und bringen es manchmal zusammen. Bilder können eine indexikalische, illustrierende, aber auch verunklarende/verdunkelnde, verfremdende, ironische, oder affirmative, manipulative Funktion haben. Bilder sind ein vielschichtiges Phänomen und deshalb eine interdisziplinäre Herausforderung. Die Autorinnen und Autoren dieses Buches nehmen didaktische Perspektiven aus den Bereichen Sprache, Literatur, Kunst, Medien ein. Ihre Beiträge befassen sich mit einer Vielzahl von Bildarten, Bildtypen und anderen Erscheinungsformen von Bildlichkeit: Gemälde, Kinderzeichnungen, Fotografien, Bilderbücher, Comics, Spielfilme, Werbespots, Visualisierungen, Typographie. Dieser Band möchte einige Ansatzpunkte für die Auseinandersetzung mit Bildern in Schule und Hochschule vorstellen und auf diese Weise einen Beitrag zur Bilddidaktik leisten. Er ist unserem Freiburger Kollegen Adalbert Wichert gemidmet, der Text- und Bildsemiotik zu seinem großen Thema gemacht hat. Mensch und Bild Schon früh in der Geschichte der Menschheit wurden Bilder gebraucht. Wozu, das wissen wir nicht genau. Scholz sieht im Herstellen, Darstellen, Ausdrücken von und mit Bildern ein Kennzeichen des Menschseins und nennt den Menschen mit Hans Jonas "homo pictor", mit Ernst Cassirer "animal symbolicum". Zumindest Letzteres bedeutet auch, dass Bilder nicht nur für sich selbst stehen, sondern eine über sich hinausweisende Bedeutung haben. Das ist eine Gemeinsamkeit mit der Lautsprache und der geschriebenen Sprache, die ebenfalls zeichenhaft für das Gemeinte stehen. Menschen sind die einzigen Lebewesen, die Bilder gebrauchen. Die Art der Bilder, die Techniken und Materialien haben sich über die Jahrtausende stark verändert, wie Scholz bemerkt; Tomasello nennt die Zunahme von Komplexität in menschlichen Verhaltensweisen und Artefakten eine "kumulative Evolution". Sie kommt dadurch zustande, dass Menschen ihre Errungenschaften weitergeben, bis Neues und Besseres sie ablöst; man betrachte z.B. die Geschichte der Malerei. Wirksam in alldem ist ein Kooperationsprinzip.Ergänzt werden soll eine uns in diesem Zusammenhang bedeutsam erscheinende weitere Spezifik des Menschen: das Zeigen. Tomasello beschreibt Menschen vom frühkindlichen Alter an, um ein Jahr alt, als die einzigen Lebewesen, die mit dem Finger zeigen. Bauer verweist auf die neuronale Nähe von Motorik und Sprache und auf die Gleichzeitigkeit des Beginns gezielter Gestik und Lautbildung um den achten Lebensmonat. Dass das Zeigen mit dem Sehen und Erkennen zusammengehört, leuchtet ein; mit der Sprache entwickelt sich die Kommunikation über das Gezeigte. Doch nicht nur Sprache und Zeigen sind untrennbar miteinander verbunden: Der französische Paläontologe Leroi-Gourhan hat auf den evidenten Zusammenhang zwischen Geste und Bild hingewiesen. Er sieht in der Handzeichnung eine "koevolutionäre Ausdrucksform in Analogie zur verbalen Form der Sprache". Bildlichkeit und Sprache, Bildtechnik und Medialität sind von Beginn der Menschheitsgeschichte an eng miteinander verbunden.Im System der Wissenschaften, so Scholz, sei die Bildtheorie "seltsam ortlos". Das mag daran liegen, dass Bilder, wissenschaftlich betrachtet, problematische Objekte seien, so Klemm und Stöckl, sie säßen "notorisch oft und unbequem zwischen den Stühlen der Disziplinen". Die Sprachwissenschaften kümmerten sich zumeist nur um die verbalen Zeichen, die Semiotik sei noch nicht institutionalisiert verankert, Kunstwissenschaft und Kunstgeschichte beschränkten sich auf künstlerische Bilder, also auf einen kleinen Teil, und die Philosophie beachte höchstens einige ästhetische Gesichtspunkte. Jüngst etabliert sich jedoch - neben den vorwiegend im anglo-amerikanischen Raum angesiedelten, kulturwissenschaftlich orientierten "Visual Culture Studies" - eine "allgemeine Bildwissenschaft", die auf Bilder bezogene Forschungsansätze einzelner Disziplinen interdisziplinär vernetzt. Eine nach diesem Vorbild orientierte Bilddidaktik existiert hingegen momentan - trotz der viel beschworenen "Bilderflut" - nicht, es liegen lediglich erste Ansätze hierzu vor. Dieses Buch fügt dem neue Facetten hinzu.Was ist ein Bild?Diese Frage ist weder eindeutig noch abschließend zu beantworten. Mitchell verweist auf "die Vielfalt der in Frage kommenden Dinge", die mit "Bild" oder "Bildlichkeit" in Beziehung gebracht werden. Um sich dem Phänomen zu nähern, stellt er einen "Familienstammbaum" mit verschiedenen Bildytpen vor und weist jeden Zweig einer akademischen Disziplin zu (Abb. 1, nächste Seite).Die genannten Disziplinen haben auf ihr jeweiliges Erkenntnisinteresse hin zugeschnittene Bildbegriffe entwickelt, doch die Formulierung eines konsensuellen, allgemein gültigen Bildbegriffs scheint aufgrund der Vielschichtigkeit des Phänomens zwangsläufig zum Scheitern verurteilt. Sachs-Hombach schlägt für den Theorierahmen einer "allgemeinen Bildwissenschaft" vor, Bilder als "wahrnehmungsnahe Zeichen" zu fassen. Wahrnehmungsnähe meint hierbei nicht die für den Zeichengebrauch generell geltende Bedingung, dass Zeichen im Kommunikationsprozess wahrgenommen werden müssen. Bildzeichen unterscheiden sich vielmehr von arbiträren Zeichen, z.B. Schrift, vor allem dadurch, dass bei der Dekodierung von Bildern auch die Struktur des Zeichens selbst eine entscheidende Rolle spielt. Die Interpretation eines Bildes beruht "zumindest teilweise auf Wahrnehmungskompetenzen [...], die keine speziellen Kodierungsregeln voraussetzen." Um Bilder zu lesen, um sie zu verstehen, bedarf es also einer spezifischen Bild-Kompetenz bzw. visuellen Kompetenz und - weitergehend - einer multimodalen Verstehens- und Produktionskompetenz?Bilder und DeutschdidaktikEin Blick in die Mediengeschichte - vom antiken Bilderverbot über den Kulturpessimismus gegenüber Fotografie und Kino bis hin zum Lamento über die unkontrollierbare "Bilderflut" der elektronischen Medien - zeigt, dass neue Bildmedien gesellschaftlich zunächst immer mit Skepsis aufgenommen wurden. In der Pädagogik gibt es deshalb eine lange Tradition des Bewahrens und Beschützens vor den als schädlich eingeschätzten Wirkungen von Bildmedien auf Kinder und Jugendliche, Baacke spricht von einem "pädagogischen Widerwillen gegen den Seh-Sinn". Andererseits wurde jedoch schon bald das didaktische Potenzial von Bildmedien für den Unterricht erkannt. Als Pionier gilt in diesem Zusammenhang Comenius mit seiner im 17. Jahrhundert erschienenen "Didactica magna" und seinem einflussreichen Lehrbuch "Orbis sensualium pictus", das Bildern eine zentrale Funktion in der Erschließung der Welt durch den Lernenden zuweist. Die Deutschdidaktik hat sich lange Zeit ausschließlich am Primat der Schrift- und Buchkultur orientiert. Bilder dienten nur dann als Unterrichtsgegenstand, wenn es sich um sprachliche Bilder handelte; graphische Bilder waren höchstens Sprech- oder Schreibanlass. Versteht man mit Neuß Visualität neben Literalität als "Kultur- und Kommunikationsmuster", das immer bedeutender wird, so erwächst hieraus für die Schule die Aufgabe, Wahrnehmungsbildung zu ermöglichen und visuelle Kompetenzen zu fördern. Welchen Beitrag der Deutschunterricht hierzu leisten kann, wurde in den letzten Jahren vielfach dargelegt, sei es im Rahmen einer "integrativen Medienerziehung", einer "Deutschdidaktik bilddominierter Medienangebote", der Förderung von "Visual Literacy" oder einer "Deutschdidaktik als Medienkulturdidaktik". In der Praxis des Deutschunterrichts spielen Bilder und Bildmedien jedoch immer noch eine marginale Rolle. Hier stellen wir sie ins Zentrum.Zu den Beiträgen dieses BuchsDieser Band über Bilder ist Adalbert Wichert gewidmet, der sich in Publikationen und als Hochschullehrer mit Bildsemiotik, Text-Bild-Beziehungen, Bildern in Medien, Literatur und Sprache beschäftigt hat. Eine Auswahl aus seinen Publikationen sowie seine Lebens- und Wirkensdaten sind am Ende dieses Buchs zu finden. Im Buch sind, dargestellt von seinen Kolleginnen und Kollegen, unterschiedliche Aspekte des Umgangs mit Bildern versammelt: Bilder erzählen, lassen sich lesen, unterstützen das Lernen, verbinden sich mit Schrift, bilden. Die Autoren und Autorinnen der Artikel sind Didaktiker und Didaktikerinnen aus den Bereichen Sprache, Literatur, Kunst und Medien. Der Band ist entsprechend den Betrachtungsaspekten in Kapitel gegliedert.Im Kapitel "Bilder bilden" stellt Gerhard Birkhofer Variationen einer eigenen künstlerischen Arbeit vor und erläutert daran die Sprache der Farben mit dem Beispiel Rot. Er schreitet vom physiologischen Reiz zur Farbempfindung. Bei der Farbwahrnehmung treffen Anschauung und Empfindung zusammen und lösen im Betrachter Erinnerungen und Gefühle aus. Diese Prozesse lassen sich durch die Geschichte der Kunst verfolgen, sind jedoch sprachlich schwer zu fassen. Gegenwärtig, in einer Welt der Reizüberflutung, wächst den Farben in der Kunst Aspektenreichtum und Differenzpotenzial zu, wie an Rot dargestellt wird.Peter Christoph Kern stellt als die Grundlage der Komik den Kontrast dar. Kontraste sind in der Wirklichkeit zu finden, können aber auch zwischen manifester Welt und medial erstellter Anderwelt bestehen. Rezipienten konstruieren Sinn- und Wertungszusammenhänge, in denen die Kontrastierung beider Welten Komik auslösen kann, wenn ein gewisser Unernst sowie Assoziationen möglich sind. Die Parameter für die Wahrnehmung des Komischen werden im Beitrag subtil entfaltet und an Bildbeispielen (Karikatur, Bild und Bildfolge, Film usw.) belegt. Das Kapitel "Bilder erzählen" macht Bilder zum Subjekt und geht auf mehrere mediale Möglichkeiten ein. Michael Staiger erweitert den traditionellen Erzählbegriff, weil auch "Bilder erzählen", weil das Auge Bilder "liest", so dass der Narrativität von Sprachtexten die visuelle Narrativität zur Seite zu stellen ist. Dabei ergeben sich Fragen zum Gegenstand, z.B. ob je spezielle Text- und Bild-Narrativität anzunehmen ist, ob das Narrative trans- und intermedial gedacht werden muss. Da visuelle Medien die narrativen Leitmedien heutiger Kinder und Jugendlicher sind, ist visuelle Narrativität die Basis der didaktischen Reflexionen, die Staiger für den Deutschunterricht entfaltet.Tatjana Jesch greift das Genre der "Graphic Novel" heraus, um Narrativität und ästhetische Qualität des Text-Bild-Narrativen mit dem Text-Narrativen zu vergleichen und Merkmale abzuwägen. Nach einem informativen Überblick über den Diskussionsstand zu Erzählungen in Bilderfolgen wählt sie zwei Sujets aus: Eines, "Shutter Island", liegt in Romanform und als Graphic Novel vor; das andere sind Versionen der Schöpfungsgeschichte im Vergleich mit ihrer 'Umdichtung' zur Graphic Novel. Beide Paare werden in Inhalt und Stil genau betrachtet und gewürdigt. Am Ende steht ein Qualitätsurteil, das zu denken gibt. Klaus Maiwald untersucht Sinn und Sinnlichkeit der Werbung an medialen Beispielen und wirbt gleichzeitig, wie der mehrdeutige Titel sagt, für medienkulturelle Bildung. Er setzt der ideologiekritischen Betrachtung der Werbung als Verführerin und der Beschränkung der Analyse auf die Sprache der Slogans den in der Mediendidaktik inzwischen formulierten Neuansatz entgegen, das ästhetische, poetische Potenzial freizulegen, die realen und fiktionalen Referenzen und Verbindungen zu sehen (vgl. Beitrag Kern), ja sogar universelle Motive, Symbole und Mythen aufzufinden. Das würde der Vielschichtigkeit der medialen Werbung eher gerecht und wäre die Basis für einen grenzüberschreitenden "kulturellen Austausch über Bedeutungen".Der Macht der Bilder Ingmar Bergmans, der Porträt- und Landschaftsaufnahmen, die sich Generationen von Filmemachern und Zuschauern eingeprägt hat und die für zahlreiche andere Regisseure zum Maßstab ihres eigenen Schaffens wurde, widmet Joachim Pfeiffer seinen Beitrag. Weniger die Botschaft als vielmehr die Filmsprache mit ihren Allegorien, Symbolen, Metaphern steht im Mittelpunkt; der Lichtfall wird in erhellender und verdunkelnder Funktion dargestellt; das Symbol enthält das Sichtbare und das Unsichtbare; das Dunkle zeigt das Unheimliche. Bergmans Filmsprache, so Pfeiffer, erinnert an Filmtraditionen insbesondere des Expressionistischen im Stummfilm und des Surrealen in Traumspielen, während die Bildportraits psychologischen Realismus nahelegen. Solche Züge werden an Beispielen aus bekannten Bergman-Filmen belegt.Ulf Abraham und Matthis Kepser behandeln Audiodeskriptionen von Filmen gleichzeitig als Medium und Gegenstand im Deutschunterricht. Für Hörgeschädigte gibt es auf DVD und im Fernsehen Untertitel, für Blinde Tonspuren mit Zusatztexten, die Situationen und Handlungen beschreiben. Merkmale und Anforderungen solcher Texte sind ein Fundus für die Schreibdidaktik, der bisher kaum berücksichtigt wird und den die Autoren an Beispielen perspektivenreich einführen: Es gibt "eine ganze Reihe von intramedialen, intermedialen, filmwissenschaftlichen und schließlich schulischen Möglichkeiten, Film zu verbalisieren". Gleichzeitig bereichert der Beitrag die Inklusionsdebatte um einen Aspekt, der das Produktive, den Lerngewinn für alle, in den Fokus rückt.Wenn dagegen der Betrachter das Subjekt ist, ist er Handelnder, der "Bilder interpretieren" kann. Alfred Holzbrecher zeigt in seinem Beitrag, wie Jugendliche Bilder lesen lernen können, also mit Bedacht "Lesarten generieren", ganz im Sinne des "Versteh mich nicht so schnell". Er stellt den dreifachen Zugriff bzw. die dreifache Perspektive auf Bilder dar (1) mit bildsprachlich-analytischen Konzepten nach der dokumentarischen Methode (und einigen methodologischen Problemen), (2) mit subjektorientierten Konzepten, die die Eigenlogik einerseits und die verschiedenen Kontexte (u.a. lebensweltlicher und entwicklungspsychologischer, sozio- und jugendkultureller, historisch-gesellschaftlicher Kontext) zusammensehen und der Imagination Raum geben, (3) mit Kommunikationsprozessen, die bei der Produktion wie Rezeption von Fotos eine wichtige Rolle spielen. Rudolf Denk beleuchtet die Rolle und Interpretation von Bildnissen in Theater- und Opernszenen. Zunächst einmal kann es als intermedialer Zug betrachtet werden, dass Bildnisse - Portraits - auf der Bühne mitspielen und dort Gegenstand der Aufmerksamkeit und Auslöser der folgenden Handlungen sind ("Emilia Galotti"; "Die Zauberflöte"; "Tosca"; "Kunst" von Yasmina Reza als parodierendes Gegenbeispiel). Die Bühnenkommunikation über Bildnisse als Verbindung zwischen Modell, Maler, Besitzer und Betrachter artikuliert wechselnde Perspektiven auf und Theorien über Bilder, die Denk feinsinnig nachzeichnet; gleichzeitig enthüllt er die Einbeziehung des Zuschauers in die Bühnenprozesse. In den dramatischen Werken werden anhand der Bilder verschiedene Zeichenebenen vermischt als Beispiel für menschliche Kommunikation. Bilder aus der realen Welt, die medial weitergereicht werden, betrachtet Holger Rudloff. Eine dokumentarische Fotografie in einer Tageszeitung, die Massen, über den Tod Bin Ladens jubelnd, darstellt, gibt Anlass zu einer Reflexion in mehreren Schritten, die nach dem unmittelbaren Eindruck, nach Text-Bild-Zusammenhang sowie nach dem Bezugsrahmen fragt. Das Bild und seine Einzelheiten kann man lesen wie auch den Text; sie bleiben in sich ohne Wertung. Dies kontrastiert Rudloff mit der Wertung zu einem literarischen Kriegsbericht aus der Odyssee über den siegreichen Kampf des Odysseus gegen die Freier. Die Kritik des Odysseus am Jubel der treuen Pflegerin Eurykleia über die blutige Schlacht und den Sieg gibt dem Beitrag seinen Titel und erteilt dem Leser eine Lehre: "Über erschlagene Menschen zu jauchzen, ist grausam und Sünde!""Schrift-Bilder" - Bilder aus Schrift und vom Bild zur Schrift, die zum Schreiben führt; das ist der Inhalt des folgenden Kapitels. Thomas Heyl ruft ins Gedächtnis, dass Schreiben als Sichtbarmachen eines Textes verstanden werden kann, dass es eine Bewegung ist, die eine Spur erzeugt. Schrift ist dann das Resultat der Handlung des Schreibens. Heute wird weniger mit der Hand geschrieben als mit vorgeformten Schrifttypen, die man "tippt" mit immer neuen Techniken und Formaten. In einem Projekt mit Studierenden lässt Heyl die Spur wieder aufleben, indem die Handschrift zum Gegenstand und dann zur Technik des Selbstbildnisses wird: Studierende lassen aus der eigenen Handschrift ein Selbstportrait entstehen, mit verblüffenden Wirkung, wie auch das Titelbild dieses Bandes zeigt. Eberhard Brügel geht bei jungen Kindern der Entwicklung des Schreibens nach. Er widmet der Schrift, die aus dem Bild entsteht, eigens Aufmerksamkeit, mehr, als es die Kunstdidaktik gewöhnlich tut. An zahlreichen Beispielen zeigt er den nicht immer umwegfreien Weg von der Kritzelphase über das Schreibkritzeln und die Formtendenz zur Entstehung der klaren Form, den alle Kinder durchlaufen und auf dem mehr und mehr Buchstaben isoliert werden. Beobachten lässt sich ein Unterschied von intentionalem Zeichnen und intentionalem Schreiben. Am Ende dieser Phase, bei Schuleintritt, sind Vorläuferfertigkeiten des orthografischen Schreibens erworben, auf denen die Schule aufbauen kann.Petra Gretsch belegt ebenfalls durch Bilder die individuelle Schriftentwicklung und beginnt mit der vorschulischen Schriftpraxis in der Bildungsinstitution Kindergarten, die in grundsätzliche Überlegungen zum Umgang mit Schrift in der Grundschule mündet. Sie bezieht Stellung zu Kontroversen um festgelegte Ausgangsschriften, um Druck- oder Schreibschrift, klärt die Visualisierungsfunktion von Grammatik in der Schreibschrift und plädiert für die Beibehaltung einer verbundenen Schrift in der Grundschule. Eine Erhöhung der Chancengleichheit sieht sie eher im doppelten Angebot einer Schreib- und einer Druckschrift, die unterschiedliche Funktionen erfüllen.Andreas Lutz führt aus, dass Schriftzeichen auch ein Teil der Botschaft von Medientexten sind, z.B. in der Zeitung. Schon der Zeitungskopf und die Schrifttypen in der Zeitung sind Mitträger der Information und lassen vermuten, welche weltanschauliche Tendenz erwartet werden kann. Bei der Textgliederung bieten die Schrifttypen Orientierungshilfen und erleichtern, wenn gut gewählt, u.a. das schnelle und kursorische Lesen, also die flüchtige Lektüre, wie Lutz darlegt und semiotisch-theoretisch absichert. Er belegt dies an Zeitungsbeispielen und schließt didaktische Überlegungen an. Michael Klant lässt den Leser - von allem Alltagspraktischen abgehoben - teilhaben an einer Aktion, einem Kunstflug, bei dem über der Lagune von Venedig ein Schriftband am Horizont erscheint. Farbige künstlerische Fotografien von Panorama, Details und Agierenden ziehen den Betrachter in ihren Bann und verblüffen dadurch, Schrift in einem ungewohnten Kontext gestellt zu sehen. "Mit Bildern lernen" - dieser explizite gemachte Aspekt darf in einem Band mit didaktischen Beiträgen nicht fehlen, auch wenn er implizit den Band durchzieht. Ingelore Oomen-Welke setzt Bildwortschatz und Sprachwortschatz beim Erwerb der Erst- und der Zweitsprache in Beziehung. Da das unmittelbare Lernen an der realen Welt seine Grenzen hat, liefern Abbilder stellvertretend für die Gegenstände und Sachverhalte der Welt Lernanreize und elizitieren sprachliche Verständigung darüber. Dieser Aspekt ist auch insofern passend, als Menschen diejenigen Wesen sind, die etwas mit dem Finger oder mittels Medien zeigen und dabei Abbilder und Sprache gebrauchen. Thorsten Roelcke führt diesen Aspekt weiter in die Welt der Technik und der Fachsprachen. Fachsprachen zeichnen sich durch hohe Normierung aus. Wenig reflektiert waren bis vor kurzem die Funktion von Bildern als nichtsprachliche visuelle Darstellungsformen in fachsprachlichen Texten und ihr Anteil an der Normung der Fachsprache selbst. Dass Bilder und fachsprachliche Normierung in Wechselwirkung stehen, auch weil die Bilder bzw. Abbildungen sprachlich beschriftet sind, ist ein neuer Aspekt. Textkoordinierte Grafiken optimieren durch ihre gegenseitig komplementäre Funktion das begriffsrealistisch orientierte terminologische System, auch wenn diese Konstellation noch verbesserungsbedürftig erscheint. Rolf Plötzner, Richard Lowe, Sabine Schlag & MICHAEL STAIGERÜber Bilder. Zur EinleitungI Bilder bildenGERHARD BIRKHOFERReiz und Empfindung - Die Sprache der FarbenPETER CHRISTOPH KERN(Ab) Wann sind Bilder komisch? Ein kleines SemiotikumI I Bilder erzählenMICHAEL STAIGERBilder erzählen. Zum Umgang mit visueller Narrativität im DeutschunterrichtTATJANA JESCH'Graphic Novel' - Überlegungen zum ästhetischen Potenzial eines noch jungen GenresKLAUS MAIWALDSinnlichkeit und Sinn. Eine Werbung für medienkulturelle BildungJOACHIM PFEIFFERDie Macht der Bilder. Zur Filmsprache Ingmar BergmansULF ABRAHAM & MATTHIS KEPSERFilme beschreiben im Deutschunterricht - Audiodeskriptionen und Untertitel für HörgeschädigteI I I Bilder interpretierenALFRED HOLZBRECHERLesarten generieren.Zur Hermeneutik der Kinder- und JugendfotografieRUDOLF DENK"Dies Bildnis ist bezaubernd schön". Zur Semiotik von "Bildnissen" in ausgewählten TheaterszenenHOLGER RUDLOFF"Über erschlagene Menschen zu jauchzen, ist grausam und Sünde!" - Notizen zur Odyssee des Homer im Zusammenhang miteiner dokumentarischen Fotografie im Mai des Jahres 2011IV Schrift-BilderTHOMAS HEYLSelbstbeschreibungenEBERHARD BRÜGELEntwicklung der Schrift bis zum Schuleintritt - Phasen und kultureller EinflussPETRA GRETSCHHand - Schrift - BildANDREAS LUTZBildlichkeit von Schrift - Zeitungsköpfe als dynamische Einheit von Information und BotschaftMICHAEL KLANTUN MOMENTO DI FELICITÀ - Eine Flugaktion über der Lagune von VenedigV Mit Bi ldern lernenINGELORE OOMEN-WELKEDurch Bilder die Welt erfassen: Bildwortschatz - Sprachwortschatz in Deutsch als Erst- und ZweitspracheTHORSTEN ROELCKEDer Beitrag von Text und Bild zur Konstituierung von Fachwortschatz. Eine exemplarische Studie zur terminologischenGrundsatznorm DIN 2330ROLF PLÖTZNER, RICHARD LOWE, SABINE SCHLAG& CORNELIA HAUßLernen mit statischen und dynamischen Bildern - Welche kognitiven Techniken kennen Lehramtsstudierende? Gaben der Künstler-KollegenAuswahlbibliografie zum Thema "Bilder"BildquellenZu den Autorinnen und AutorenTabula gratulatoriaLebens- und Wirkensdaten von Adalbert WichertAuswahl aus den Veröffentlichungen von Adalbert Wichert