Seit dem 16. Jahrhundert wurde die lteste Schicht der hagiographischen Literatur prim r als acta martyrum sincera und damit als Quelle zur Geschichte der christlichen Kirche in den Verfolgungen gelesen und nach ihrer Historizit t beurteilt. Dass sie aber ein eigenes Gebiet der altchristlichen Literatur ausmacht, wurde vernachl ssigt. Sie h lt f r die Gemeinden die Erinnerung an herausragende Gestalten fest, die sich bei staatlichen Repressionen gegen Christen in vor- und nachkonstantinischer Zeit oder auf andere Weise bew hrt hatten. Dabei ist von Anfang an ein deutlicher literarischer Gestaltungswille bemerkbar, der sich in unterschiedlichen Formgebungsprozessen kundtut. Das findet seinen Ausdruck mitunter darin, dass sich innerhalb k rzester Zeit unterschiedliche Textfassungen nebeneinander pr sentieren oder die Texte in verschiedenen Rezensionen fortgeschrieben werden. Die Funktion als Memorial- und Erbauungsliteratur er ffnet unter einer transdisziplin ren kulturwissenschaftlichen Perspektive zum einen Zug nge zur Entwicklung der Hagiographie und zum anderen zu einer lokal und zeitlich differenzierten Darstellung christlicher Gemeinden der r mischen Kaiserzeit und der Sp tantike sowie ihrer Sozial- und Fr mmigkeitsgeschichte.