Der Prozess des Radial-Axial-Ringwalzens ist ein Warmumformverfahren zur Herstellung nahtloser Ringe, die unter anderem Verwendung in Wälzlagern, in Flanschverbindungen, in Turbinen für die Luft- und Raumfahrttechnik sowie den Kraftwerksbau oder als Radreifen für Eisenbahnen finden. Aus der vielfältigen Menge der Parameter, die Einfluss auf den Walzprozesses nehmen, stellt vor allem die Temperatur des Ringes eine Größe mit übergeordneter Bedeutung dar. Sie definiert die Eigenschaften des zu verarbeitenden Werkstoffes, beeinflusst die Wahl der optimalen Walzstrategie und bestimmt Geometrie und Gefüge des fertig gewalzten Ringes. Trotz dieses dominierenden Einflusses ist bisher weder die mittlere Ringtemperatur noch die Temperaturverteilung im Ringquerschnitt Gegenstand umfassender wissenschaftlicher Untersuchungen gewesen. Nach dem aktuellen Stand der Technik ist die mittlere Ringtemperatur über rudimentäre Abschätzungen lediglich Teil der Prozessauslegung, während sie innerhalb der Prozesssteuerung vollständig unberücksichtigt bleibt.Ziel dieser Arbeit ist die Entwicklung eines numerischen Simulationsmodells, das eine prozesssynchrone Berechnung der Temperaturverteilung im Ringquerschnitt ermöglicht und diese Daten zur Weiterverarbeitung innerhalb der Steuerung zur Verfügung stellt. Im Hinblick auf eine maximal mögliche Genauigkeit und gleichzeitig hohe numerische Effizienz dieses Simulationsmodells werden zuerst sämtliche thermischen Einflüsse auf den Prozess des Radial-Axial-Ringwalzens analysiert und die relevanten Einflüsse identifiziert. Den Schwerpunkt dieser Arbeit bildet die Formulierung des numerischen Simulationsmodells, das auf einem impliziten Ansatz nach der Methode der finiten Differenzen basiert. Der Modellansatz berücksichtigt sämtliche der zuvor als relevant identifizierten thermischen Einflüsse auf den Ringwalzprozess und fasst diese in ein beschreibendes Gesamtgleichungssystem zusammen. Vor dem Hintergrund der besonderen Eigenschaften dieses Gleichungssystems werden verschiedene direkte und iterative Lösungsverfahren an diese Eigenschaften angepasst und schließlich das effizienteste Verfahren ausgewählt. Basierend auf dem hergeleiteten Modellansatz erfolgt die programmiertechnische Umsetzung des Simulationsmodells in C++.