Schon der Titel der vorliegenden Abhandlung: "Semiotische Fundamente gesellschaftlicher Wirklichkeitskonstruktion" sollte Sozialwissenschaftier ebenso aufhorchen lassen wie Semiotiker, wird doch damit eine Brücke geschlagen, die weder die eine noch die andere Disziplin bislang nicht nur nicht beschritten, sondern in dieser Form noch nicht einmal konzipiert hat.Man könnte dies allerdings auch anders ausdrücken: Die Autorin rückt einige sozial- und zeichentheoretische Selbstverständlichkeiten in aller Ruhe und ohne großen Aufhebens zurecht und zieht dann aus den unbestreitbaren Prämissen solche Schlussfolgerungen, die ohne jeden Zweifel paradigmenstürzende Konsequenzen nach sich ziehen werden.Um die gewissermaßen normale, konventionelle Sozial- und Zeichentheorie handelt es sich so lange, wie die Autorin sich vermeintlich noch damit begnügt, Alltagserfahrungen in den hergebrachten Kategorien zu beschreiben. So wertvoll und hilfreich dabei die klassische wissenssoziologische Studie von Peter Berger und Thomas Luckmann auch sein mag, führt sie doch nur zu der gesellschaftlichen Konstruktion der Wirklichkeit: Der Vorwurf einer gewissen Sprach- und Zeichenvergessenheit kann den beiden Soziologen allerdings nicht erspart bleiben. Aber auch gewisse unbeabsichtigte Allusionen an den Konstruktivismus, die Berger/Luckmann bei der Wahl des deutschen Titels ihrer ursprünglich englischsprachigen Abhandlung nicht ahnen konnten, verlangen einen Korrekturgang, den Karl Bühler in einem ähnlich gelagerten Projekt "die Tieferlegung der theoretischen Fundamente" genannt hatte.