Die Ausgangsfrage in dem vorliegenden Buch ist, warum wir Menschen unsverantworten sollen. Die wissenschaftliche Arbeit zum Thema der Verantwortung oderVerantwortlichkeit hat in der westlichen Kultur Ende des 19. Jahrhunderts begonnen.Dieser Begriff ist in den modernen ethischen Diskussionen besonders durch Max Weber, Wilhelm Weischedel, Hans Jonas, Emmanuel Levinas, Hans Lenk u. a. zu einemzentralen theoretischen Gegenstand geworden. In den Diskussionen über Verantwortlichkeit im östlichen Denken, insbesondere im Konfuzianismus spielen diemoralische Rollenverantwortung bei Konfuzius und die Selbstverantwortung beiMenzius eine wesentliche Rolle.In der Suche nach den verschiedenen Gründen für die Verantwortlichkeit besteht dieHauptidee dieser Arbeit nicht eigentlich in dem Vergleich zwischen West und Ost,sondern in den mit unseren heutigen östlichen und westlichen Gesellschaft passendenGründe. So werden hier W. Weischedel, H. Jenas, E. Levinas, H. Lenk stellvertretendfür die westlichen Seite, und Konfuzius und Menzius für östliche Seite behandelt. Dabei habe ich die Selbstentscheidung bei Weischedel, den Anderen bei Levinas, das Sein bei Jenas, die Cohumanität bei Lenk, die moralische Rolle bei Konfuzius und dieSelbstverwirklichung(-entwicklung) bei Menzius als Gründe für die Verantwortlichkeitgefunden. Diese Schlüsselbegriffe sind m. E. durch den Begriff "Humanität" miteinander verbunden.Aber welche Humanität? Die vorliegende Arbeit behauptet, dass die Humanität von der Verantwortung zwischen Eltern und Kindern ausgeht, und dass sie sich in der Menschheitsebene und auch in der Naturebene mit der Selbstentscheidung, der Stellvertretung(substitution), der Sympathie, dem Quasireflexrecht, dem moralischen Rollenbewusstsein oder der moralischen Gesinnung u. a. erweitern lässt. Diese verschiedenen Erweiterungsversuche gründen sich auf der Humanität. Diese Humanität ist der gemeinsame Grund für die Verantwortlichkeit in der östlichen und westlichen Kultur.