Die Arbeit setzt sich mit dem Problem auseinander, welche Konsequenzen sich aus der spezifischen Form der Dialoge Platons für ein Verständnis der Philosophie Platons ergeben. Dabei wird besonderer Wert auf den Unterschied dialogischer Darstellung und der Darstellung in Form eines Traktates allgemein gelegt, dann auf den Unterschied zwischen dem Dialogtyp, der sich bei Platon findet, und den Formen philosophischer Dialoge bei späteren Autoren, von Cicero bis David Hume. Platons Dialoge sind keine Traktate, in denen der Autor unmittelbar seine Ansichten darlegt, sie unterscheiden sich aber von den philosophischen Dialogen späterer Autoren durch ihre Orientierung am Typ des elenktischen Gesprächs, bei dem ein Gesprächsfuhrer als Fragesteller einen Antwortenden, der sich zuvor auf eine bestimmte These festgelegt hat, in Widersprüche zu verwickeln sucht. Diese Ausrichtung am elenktischen Gespräch macht es unmöglich, aus den Äußerungen der Dialogteilnehmerin Dialogen Platons ohne weiteres auf Ansichten des Autors zu schließen.Die Arbeit beginnt mit einer Untersuchung zur Herkunft der 'dogmatischen' Lesart der Dialoge, die in der ersten Schülergeneration, vor allem aber in der neuplatonischen Platondeutung zu suchen ist. Sie behandelt dann spezifische philosophische und literarische Elemente, die für die Dialoge Platons charakteristisch sind; neben einer Herausarbeitung der spezifischenArgumentationsregeln eines dialektisch-elenktischenGesprächs (unter Benutzung von Aristoteles Topik VIII) gilt dabei ein besonderes Interesse den literarischen Elementen; hier kommen die Auswahl des dramatischen Personals, die Wahl der Örtlichkeiten, der Einsatz anderer Literaturformen wie mythischer Schilderungen und die Verwendung der Ironie zur Diskussion. Erörtert werden dabei auch Unterschiede zu den sokratischen Dialogen Xenophons. Die Untersuchung schließt mit einer Interpretation bestimmter Aspekte des platonischen Protagoras, um die Ergebnisse der anderen Kapitel an einem konkreten Beispiel zu überprüfen.