Zeit seines Lebens beschäftigte sich der Aachener Literaturwissenschaftler und Dichter Ludwig Strauß (1892-1953) mit den besonderen Ausprägungen und Anteilen seiner von ihm sowohl als genuin >deutsch< wie >jüdisch< verstandenen Herkunft. Als unmittelbaren Ausdruck dieser schöpferisch-kreativen Reflexion bettete er dieses komplexe Thema seit Aufnahme der dichterisch-schriftstellerischen Tätigkeit um 1910 wiederholt in sein bis 1935 ausschließlich in deutscher Sprache verfasstes Werk ein. Über einen Zeitraum von annähernd dreißig Jahren erschuf Strauß auf diese Weise eine rezeptionsästhetisch ausgerichtete Poetik, die sich unter dem Begriff »deutsch-jüdischer Diskurs« zusammenfassen lässt.Im Mittelpunkt des Strauß'schen Diskurses steht die Suche eines jüdischen, akkulturierten Dichters nach der eigenen Identität, der zugleich die sozio-historischen Begebenheiten seiner Zeit in das von ihm geschaffene Werk - Lyrik, Prosa und Dramen, aber auch literaturwissenschaftliche und zionistische Schriften - integriert.