Jede Form von Geschichtsinterpretation ist in mehrfacher Hinsicht mit Wirklichkeit befaat und von ihr betroffen: Erstens ist Wirklichkeit weit mehr als die Summe von Fakten und Begebenheiten - erst der kognitive Zugriff auf Vergangenes konstituiert historische Wirklichkeit. Zweitens beeinflussen die auaeren Entstehungsbedingungen von Wirklichkeitsdeutungen eben diese selbst, und drittens verfolgen derartige Interpretationen in aller Regel Wirkungsabsichten, zielen also auf kuenftige Wirklichkeit. Diese fundamentalen Aspekte jeglicher Geschichtsinterpretation werden in kompetenten Einzelstudien anhand ausgewahlter Beispiele aus der Zeit zwischen dem 3. und 6. Jh. n. Chr. behandelt. Als Grundmuster spatantiker Geschichtsdeutung erweisen sich in diesem anspruchsvollen Sammelband die Konstruktion und Neuerfindung von Wirklichkeiten, Literarisierung und Stilisierung, manipulative und tendenziose Verzerrungen sowie die gezielte Ausblendung unerwuenschter Wirklichkeitselemente. "Das besondere Verdienst dieses auaerordentlich anregenden Bandes besteht darin, daa die alte Frage nach Subjektivitat, Intentionalitat und Zeitgebundenheit der Autoren einmal nicht vorrangig unter quellenkritischen Gesichtspunkten diskutiert wird. Die Apperzeption von Wirklichkeit durch antike Autoren wird nicht zu dem Zweck untersucht, sie anschlieaend um so effektiver ausblenden und sich dann in objektivistischer Manier der 'eigentlichen' Realitat zuwenden zu konnen. Sie wird vielmehr fuer sich genommen als historisches Phanomen und damit als fuer die historische Forschung wuerdiges Sujet verstanden." Plekos "ertragreich und empfehlenswert" Karl Christ in Anzeiger fuer die Altertumswissenschaften .