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Häme als literarisches Verfahren: Göttinger Sudelblätter

Autor Christoph König
de Limba Germană Paperback – 29 feb 2008
Christoph König zeigt, wie Günter Grass in seinem umstrittenen autobiographischen Buch "Beim Häuten der Zwiebel" sein jüngeres Ich, von dem er in dritter Person spricht, fortwährend verächtlich macht. Wie verhält sich es sich aber mit den hier ausgesprochenen Vorwürfen und Verdachtsmomenten gegenüber dem Erzähler selbst?Christoph König weist nach, wie Grass erzählerisch das Erinnern seinen Darstellungsinteressen unterordnet, indem er jeden denkbaren Einwand selbst vorwegnimmt. Der Erzähler vollzieht am erinnerten Ich, das er "Er" nennt, die Entnazifizierung, die sich für den Erzähler dann scheinbar erübrigt. Dadurch wird der Text aber zum Beweis einer "Komplizenschaft zwischen Ich und Er". Der Häme ist jeder, auch der eigene Versuch ausgesetzt, sich frei zu entscheiden. Grass will um nichts besser gewesen sein als seine schweigenden Zeitgenossen, und das mit guten politischen Gründen.Eine ähnliche Strategie des Erzählens und Erinnerns findet sich auch bei Walter Jens, dessen Parteimitgliedschaft in der NSDAP für öffentliche Diskussionen sorgte. Das Verschweigen prägte nach 1945 - weitgehend unbemerkt - die Schriften von Dichtern, Germanisten und Literaturkritikern. Der >poeta doctus< Walter Jens inszeniert die Protagonisten seiner Romane als Schauspieler auf einem absurden Welttheater. Ihre authentische Erinnerung bleibt dadurch gegenüber dem Absurden stets im Unbestimmten und Dunkeln. Die Parallelität der Erzählstrategien eröffnet für beide Autoren einen Zugang zum Textverständnis in dieser schwierigen Frage.
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Din seria Göttinger Sudelblätter

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Specificații

ISBN-13: 9783835302839
ISBN-10: 3835302833
Pagini: 43
Dimensiuni: 126 x 212 x 13 mm
Greutate: 0.08 kg
Editura: Wallstein Verlag GmbH
Seria Göttinger Sudelblätter


Notă biografică

Christoph König ist Professor für Neuere deutsche Literatur an der Universität Osnabrück. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen Geschichte und Methodik der Germanistik, Literatur der Klassik und der Moderne, Wilhelm von Humboldt, Hofmannsthal; zuletzt erschien der Briefwechsel von Paul Celan und Peter Szondi (2005).

Recenzii

»König hat mit seinem kleinen Traktat eine Diskussion eröffnet, die sich im Horizont der Wolffsohn-Formel und ihrer Trennung von literarischem und zeithistorischem Urteil nicht führen ließe.« (Lothar Müller, Süddeutsche Zeitung, 27.6.2008)»Oft sind es gerade die kleinen Bücher, welche die großen Einsichten vermitteln. Christoph Königs Essay »Häme als literarisches Verfahren« ist so ein Werk, das eine knapp formulierte Erkenntnis wie einen Sprengsatz an das Selbstverständnis seiner Leser legt - sofern dieses Selbstverständnis die Koordinaten der deutschen Literatur nach 1945 betrifft.«(Stefan Lüddemann, Neue Osnabrücker Zeitung, 1.7.2008)