Die zunehmende Gewaltbereitschaft in unserer Gesellschaft läßt immer wieder Randgruppen ins Schlaglicht der öffentlichen Kritik geraten. So waren auch nach dem Massaker von Erfurt die Gazetten wieder mit Negativschlagzeilen voll von Forderungen, gewaltverherrlichendes Treiben zu bekämpfen. Auch der Musikstil des Heavy Metals (HM) ist bei diesem Rundumschlag wieder mit einer völlig überzogenen Negativdarstellung geprügelt worden. Diese Magisterarbeit versucht objektiv zu analysieren, ob das Vorurteil gegen die HM-Szene tatsächlich gerechtfertigt ist. Der Heavy Metal, der häufig als Sündenbock missbraucht wird, die Unterstellung der Unterschichtzugehörigkeit, die Verdrängung der HM-Szene in der Gesellschaft, die angebliche Jugendgefährdung und Gewaltverherrlichung zwingt dazu, sich noch einmal wissenschaftlich mit der HM-Szene auseinanderzusetzen, um dem negativen Klischeedenken entgegenzuwirken. Die Studie berücksichtigt die Frustrations­ Aggressions- und Katharsis-Hypothese, die Aufschluss über eine besondere Aggression des HM-Fans und spannungsreduzierende Wirkung der HM-Musik geben sollte. Die Ergebnisse resultieren aus vier empirischen Methoden: Interviews, schriftliche Befragung, Fragebogenaktion und teilnehmend strukturierte Beobachtung. Durch zahlreiche Szenenkontakte entwickelte sich anband der Methoden in dieser Studie eine interessante Interaktion. Nur die HM-Fans geben ihre Erfuhrungen aus der Szene, ihre Denkweise und Emotionen unmittelbar wieder. Daher zielt die Studie direkt darauf ab, ihre Gefühls- und Erlebniswelt darzustellen. Schnell wurde während der Untersuchung klar, dass HM-Fans keine besonders aggressiven Persönlichkeiten sind. Sie sind nicht weniger bodenständig und friedlich, als die meisten anderen Gruppen in dieser Gesellschaft. Katharsis erlebt jeder Fan auf unterschiedliche Art, je nach Persönlichkeit und individueller Lebensgeschichte. Das äußere Erscheinungsbild hat nichts mit einem aggressiven Charakter des Fans zu tun. Man kann zwar den Spass an der Provokation nicht gänzlich verleugnen, doch geht es hierbei in erster Linie um eine Uniforrnierung, die mit Stolz getragen die Szenenzugehörigkeit demonstriert. Die ablehnende Haltung der Gesellschaft gegenüber der HM-Musik zielt aber nicht nur auf das provokante Outfit der Szene ab, sondern in erster Linie auf die Lautstärke der Musik, die sich fast immer mit einem enormen Energievolumen präsentiert. Die Ablehnung erfolgt aus der subjektiven Oberflächlichkeit heraus, welche die kreativen Elemente in der Musik erst gar nicht zur Kenntnis nimmt.